Probleme des Hochleistungssports in Deutschland

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Bibliographische Detailangaben
Autor:Digel, Helmut
Erschienen in:FdSnow
Veröffentlicht:5 (1996), 8, S. 3-9
Format: Literatur (SPOLIT)
Publikationstyp: Zeitschriftenartikel
Medienart: Gedruckte Ressource
Sprache:Deutsch
ISSN:1864-5593
Schlagworte:
Online Zugang:
Erfassungsnummer:PU200809002783
Quelle:BISp

Abstract

Wie alle Systeme, die auf Wachstum und Steigerung ausgelegt sind, so hat auch der Hochleistungssport das Problem, dass der Grenznutzen von Training durch die immer geringer werdenden Möglichkeiten der Leistungssteigerung auf einem immer höheren Niveau absinkt. Das sich im Doping ausdrückende Problem gilt vor allem in den Sportarten, in denen es auf die Steigerung oder Minimierung von Gramm, Zentimetern oder Sekunden ankommt. Im Leistungssport der Industrieländer wie Deutschland sind zudem 3 Paradoxien vorhanden: 1. die erhöhte Nachfrage nach Höchstleistung über die Massenmedien bei gleichzeitig sinkender Ressource „Hochleistungssportler“, 2. ein immer höhere Verdienst von immer weniger Sportlern, 3. das Fortbestehen von mehrheitlich ehrenamtlicher Tätigkeit angesichts der steigenden ökonomischen Bedeutung des Hochleistungssports, das hauptamtliches Arbeiten erfordert. Für die Lösung der vielfältigen spezifisch den deutschen Hochleistungssport betreffenden Probleme sieht Verf. folgende Maximen zur Verbandsarbeit als wesentlich an, die das Denken und Handeln der Sportverbände bestimmen müssen: 1. Zielorientierung, also die Ausgabe überprüfbarer Indikatoren zur Zielkontrolle; 2. Marktorientierung, also eine preis- und kostenbewusste Verbesserung der „Ware Sport“; 3. Leistungsorientierung hinsichtlich der Position und Bezahlung des Verbandspersonals; 4. Professionalisierung im technologischen Bereich der Verbandsorganisation und in der Fortbildung des Personals; 5. Partnerschaftlichkeit im Sinne eines offenen und klaren, aber auch kritischen Umgangs. Die Gewichtung der bestehenden Probleme sowie deren Lösungsmöglichkeiten sieht Verf. folgendermaßen: 1. Legitimationsproblem: Lösung durch Neubegründung des Hochleistungssports, zeitgemäße Sinngebung, Wertegewichtung, Entdifferenzierungsmaßnahmen, offensive Öffentlichkeitsarbeit; 2. Nachwuchsproblem: Lösung durch Nachwuchsförderungsprogrammen, athletenorientierte Sportförderung, Talentfindungsprogramme; 3. Dopingproblem: Pädagogisierung einer Athletenethik, Absicherung der Individualethik eines Athleten durch eine Organisationsethik; 4. Personalproblem: Neurekrutierung bzw. Weiterbildung, Führung durch Kompetenz auf Zeit, Promotion deutscher Funktionäre; 5. Finanzproblem: Kostensenkung und Neuerschließung von Finanzquellen; 6. Fremdbestimmungsproblem: „Grenzverkehrs-Kontrolle“ zu Staat, Medien und Wirtschaft, Erhalt der Autonomie und Regelmacht; 7. Solidaritätsproblem: Einführung von Solidaritätsleistungen, Stärkung der Einheit des Spitzensports; 8. Organisationsproblem: Reduktion der Wettkämpfe, Integration und Stärkung der Vereinsarbeit, Gewichtung der Förderungswürdigkeit von Sportarten. Amend