Polen : Nationsbildung - Minderheiten - Transformation

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Bibliographische Detailangaben
Autor:Godlewski, Piotr; Jurek, Tomasz; Woltmann, Bernard
Erschienen in:Sport bewegt Europa : Beiträge zur interkulturellen Verständigung
Veröffentlicht:Baltmannsweiler: Schneider-Verlag Hohengehren (Verlag), 2006, S. 18-25, Lit.
Format: Literatur (SPOLIT)
Publikationstyp: Sammelwerksbeitrag
Medienart: Gedruckte Ressource
Sprache:Deutsch
Schlagworte:
Online Zugang:
Erfassungsnummer:PU200808002396
Quelle:BISp

Abstract

Die Bedeutung des Sports in Polen für die nationale Identifikation, staatliche Souveränität und nationale Einheit wird anhand seiner chronologischen Entwicklung aufgezeigt. Polen, aus der Geschichte heraus begründet mit vielen Minderheiten in der Bevölkerung, zeichnet sich nach Meinung der Verf. im 19. und 20. Jahrhundert durch die Binnenintegration durch Sport aus. Zunächst in „Sokol-Vereinen“ gegliedert, die durch Besatzereinflüsse geleitet waren, bilden sich Ende des 19.Jahrhunderts modernste Sportstrukturen heraus. Anfang des 20. Jahrhunderts entstehen Verbände und Sportvereine wie das Polnische Olympische Komitee und der Polnische Leichtathletikverband. Durch Sport wird eine multikulturelle Repräsentation nach Außen möglich. Verf. zeigen anhand von Statistiken der Erfolge polnischer Sportler die Funktion des Sports für die Gesellschaft auf. Dies endete mit dem Zweiten Weltkrieg, der auch die Infrastruktur des Landes zerstörte. Staatliche Finanzierung des Wiederaufbaus sowie die zentrale Lenkung des Sports brachten im Folgenden Erfolge vieler Sportler hervor. Bis zur politischen Umgestaltung 1989 waren u.a. Irena Kirszenstein-Szewinska oder die polnische Nationalmannschaft im Fußball als Idole anerkannt. Nach dem Fall des politischen Systems entstehen nun erneut Probleme, wie beispielsweise die Migration von Leistungssportlern nach Westeuropa sowie Finanzierungsprobleme in der Jugendförderung. Es beginnt die Transformation der polnischen Gesellschaft und mit ihr die Transformation des Sports. Das Gesetz zur Körperkultur als Abschluss der ersten Transformationsphase ebnete den Weg für die gesellschaftliche Kontrolle des Sports, welche 1998 mit einem Grundlagendokument zum Leistungssport als Faktor nationaler Identifikation manifestiert wurde. Es entwickelten sich neue ökonomische Chancen durch die Öffnung zur Europäischen Union. Hierdurch wurden neue Chancen der Entwicklung Polens über das Motto „Sport für Alle“ oder den Behindertensport eröffnet. Große Bedeutung wird diesen Bewegungen nach Meinung des Verf. im ländlichen Polen zugesprochen, wo eine gleichzeitige Modernisierung der sportlichen Infrastruktur einhergehen soll. Der Frauensport ist in Polen nach Meinung der Verf. von Beginn des 20. Jahrhunderts an ein viel behandeltes Thema. Über die Erfolge polnischer Sportlerinnen können die modernen Emanzipationsstrukturen in Polen hergeleitet werden. Polen tut sich durch besonderes Engagement und Weiterentwicklung für den Frauensport hervor. Sport und Migration sind in Polen durch politische und ökonomische Faktoren zu begründen. Überall auf der Welt werden „Sokol-Vereine“ gegründet und so als eine nationalkulturelle Grundform genutzt. Über diese Methode wird die Kultur erhalten und der Sport führt zu nationalem Bewusstsein. Sport war und ist nach Meinung der Verf. ein wichtiger Punkt im Integrationsprozess im Binnenbereich sowie bei der Etablierung und Ausbildung einer Identität, die zur Eingliederung in fremde Kulturen unterstützt. Orthmann