Geschlechterdifferenz aus sozialpsychologischer Sicht

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Bibliographische Detailangaben
Autor:Abele, Andrea
Erschienen in:Frauen am Ball : Analysen und Pespektiven der Genderforschung
Veröffentlicht:Hamburg: Czwalina (Verlag), 2008, S. 29-36, Lit.
Format: Literatur (SPOLIT)
Publikationstyp: Sammelwerksbeitrag
Medienart: Gedruckte Ressource
Sprache:Deutsch
Schlagworte:
Online Zugang:
Erfassungsnummer:PU200806001688
Quelle:BISp

Abstract

Im Gegensatz zur evolutionären Perspektive, wonach es in erster Linie in denjenigen psychologischen Bereichen Geschlechtsunterschiede geben sollte, in denen die evolutionären Aufgaben von Frauen und Männern unterschiedlich sind (Sexualität/Reproduktion, Elternschaft/Kinderaufzucht), besagt die sozialpsychologische Perspektive, dass in dem Maße, in dem Frauen und Männer unterschiedliche Tätigkeitsbereiche, Rollen und (Macht-)Möglichkeiten haben, Geschlechtsunterschiede bestehen. Sie besagt weiterhin, dass „Geschlecht“ kein einheitliches Konstrukt ist, sondern aus verschiedenen Facetten besteht. Der Begriff „Geschlecht“ kann aus sozialpsychologischer Sicht dreifach differenziert werden: 1. Geschlecht ist ein biologisches Merkmal und impliziert damit eine Reihe von biologischen Unterschieden zwischen Männern und Frauen (engl. „sex“). 2. Geschlecht ist ein psychologisches Merkmal, d. h. jede Person hat in ihrem Selbstkonzept Anteile, die sich auf ihre Geschlechtszugehörigkeit und darauf beziehen, wie sie sich selbst als Frau oder Mann, Mädchen oder Junge sieht. 3. Geschlecht ist auch ein Merkmal zur Zuordnung von Personen zu Gruppen, d. h. ein soziales Merkmal, das sich auf die mehr oder weniger eindeutige Zuordbarkeit von Personen zur Gruppe der weiblichen oder männlichen Wesen bezieht (soziale Kategorien). Die psychologische und soziale Konstruktion von Geschlecht wird durch den englischen Begriff „gender“ ausgedrückt. Verf. leitet aus dieser sozialpsychologischen Konzeptualisierung folgende Hypothesen zur Geschlechterdifferenz ab: „Psychologische Geschlechtsunterschiede sind je nach Kultur unterschiedlich ausgeprägt; Historische Veränderungen in den Lebensbedingungen der Geschlechter schlagen sich in Veränderungen ihrer psychologischen Eigenschaften nieder; Psychologische Geschlechtsunterschiede sind je nach Unterschieden in den individuellen Lebensgeschichten mehr oder weniger groß; Auch Geschlecht als soziale Kategorie, d. h. die Erwartungen und Stereotype über Frauen und Männer verändern sich über die Zeit und sind kulturspezifisch. Verf. belegt das Zutreffen dieser Hypothesen, indem sie einige markante Veränderungen in den Lebensbedingungen von Frauen und Männern in den letzten 100 Jahren in Deutschland erläutert und analysiert, ob und wie sich diese auf psychologische Geschlechtsunterschiede ausgewirkt haben. Schiffer (unter Verwendung wörtlicher Textpassagen)