Trendsport und Sportverein - die organisationstheoretische Sicht

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Bibliographische Detailangaben
Autor:Breuer, Christoph
Erschienen in:Trendsport : Modelle, Orientierungen, und Konsequenzen
Veröffentlicht:Aachen: Meyer & Meyer (Verlag), 2003, S. 51-77, Lit.
Format: Literatur (SPOLIT)
Publikationstyp: Sammelwerksbeitrag
Medienart: Gedruckte Ressource
Sprache:Deutsch
Schlagworte:
Online Zugang:
Erfassungsnummer:PU200712003450
Quelle:BISp

Abstract

Es ist ein zentrales Merkmal der neuen Sportentwicklung, dass die Sportvereine und -verbände des Dritten Sektors ihr Organisationsmonopol in Sachen Sport verloren haben. Mit der Ausdifferenzierung des Gesundheits- Spaß- und Erlebnismotivs im Sport geht eine veränderte Nachfrage nach organisatorischen Settings des Sportengagements einher. Der relative Bedeutungsverlust der traditionellen Sportorganisationen bzw. die Genese und der Erfolg alternativer Sportorganisationen hat jedoch einen Teil der Verantwortlichen in den Sportverbänden und -vereinen des Dritten Sektors für die veränderten Sport- und Bewegungsbedürfnisse sensibel gemacht. Zu dieser Sensibilisierung hat auch die medienwirksam verbreitete These vermeintlicher Zukunftsforscher beigetragen, derzufolge die Institution Sportverein nur dann noch eine Überlebenschance hat, wenn sie sich den neuen Sporttrends öffnet. Vor diesem Hintergrund erörtert Verf. drei grundlegende Fragen: 1. Müssen die Sportvereine wirklich auf die veränderte Sportnachfrage reagieren? 2. Können die Sportvereine überhaupt adäquat auf die veränderte Sportnachfrage reagieren? 3. Wie inklusionswillig sind Trendsportler überhaupt, wobei im Mittelpunkt die Frage steht, wie die Institution Sportverein von den Trendsportlern überhaupt wahrgenommen wird. Im Rahmen seiner Betrachtung fokussiert Verf. auf jene Trendsportarten, die im Bereich des Erlebnis- und Funsports angesiedelt sind. Die Gründe hierfür sind: 1. Erlebnis- und Funsportarten sind auffälliger als die neuen Sportformen im Bereich des Gesundheits- und Fitnesssports, indem sie a) spektakulärer sind, b) anders sind und sich stärker vom traditionellen, „braven“ Sport absetzen, c) im öffentlichen Raum inszeniert werden und dadurch leichter ins Auge fallen als Sportarten, die in Hallen ausgeübt werden, und d) zentrale Träger des Sport-Umwelt-Konflikts sind. 2. Auch die allgemeine Bevölkerung assoziiert den Begriff „Trendsport“ fast ausschließlich mit neuen Sport- und Bewegungsformen aus dem Bereich des Fun- und Erlebnissports. 3. Erlebnis- und Funsportarten sind insbesondere für Jugendliche interessant, die eine prioritäre Adressatengruppe der Sportvereine und -verbände des Dritten Sektors darstellen. 4. Die sich wandelnde Gesundheitssportnachfrage kann von den Sportvereinen und -verbänden des Dritten Sektors wesentlich problemloser bedient werden als die verstärkte Nachfrage nach Erlebnis- und Funsportarten. Im Fazit seiner Überlegungen zu den o. a. Fragen gelangt Verf. zur Feststellung, dass Sportvereine zwar nicht zwangsläufig auf die Trendsportnachfrage reagieren müssen, andererseits aber gut beraten sind, die sich verändernde Sportnachfrage gründlich zu prüfen. Eher leistungs- oder geselligkeitsorientierte Sportvereine sollten sich dagegen Trendsportarten aus dem Bereich der Erlebnis- und Funsportarten nur sehr bedacht nähern. Bei ihnen ist das Risiko wesentlich größer, durch die Integration einer anderen Sportkultur die Binnenintegration der Mitglieder und damit das soziale Kapital des Vereins zu gefährden. Schiffer (unter Verwendung wörtlicher Textpassagen)