Was ist Trendsport

Gespeichert in:
Bibliographische Detailangaben
Autor:Schwier, Jürgen
Erschienen in:Trendsport : Modelle, Orientierungen, und Konsequenzen
Veröffentlicht:Aachen: Meyer & Meyer (Verlag), 2003, S. 18-31, Lit.
Format: Literatur (SPOLIT)
Publikationstyp: Sammelwerksbeitrag
Medienart: Gedruckte Ressource
Sprache:Deutsch
Schlagworte:
Online Zugang:
Erfassungsnummer:PU200712003446
Quelle:BISp

Abstract

Verf. verwendet den Begriff „Trendsport“ zur Kennzeichnung jener Veränderungstendenzen des Sports, die (explizit oder implizit) mit bewegungskultureller Erneuerung und Innovation einhergehen. Konkret kennzeichnet der Begriff der „Trendsportart“ neuartige bzw. lifestyle-gerecht aufbereitete Bewegungsformen, die als „charismatische Produkte“ ein erhebliches Verbreitungspotenzial besitzen. Trendsportarten sind ferner dadurch gekennzeichnet, dass sie gewohnte Sportvorstellungen überschreiten und zuvor unbekannte oder vernachlässigte Auslegungen des menschlichen Sich-Bewegens in den Horizont rücken. Im Unterschied zu (Körper-)Moden kann man also nur dann von einem sportiven Trend sprechen, wenn sich ein neu auftauchendes Bewegungsangebot über mehrere Jahre im Bewusstsein der Sporttreibenden verankert und als Praxis etabliert. Dies bedeutet gleichzeitig, dass sich Trendsportarten nicht über einen massiven Marketingeinsatz durchsetzen lassen, sondern an vorhandenen Interessen, Bedürfnissen und Leidenschaften, an körperbezogenen Dispositionen sowie an innovativen und kreativen Handlungsprozeduren bestimmter gesellschaftlicher Gruppen ansetzen. Trotz der offensichtlichen Heterogenität und Vielfalt der innovativen Bewegungsformen lassen sich Verf. zufolge idealtypisch drei Trendsportbereiche unterscheiden: 1. Fitnessorientierte Praktiken, 2. Risikosportarten, 3. sog. jugendkulturell geprägte Funsportarten. Merkmale von Trendsportarten sind: 1. Trend zur Stilisierung und damit einhergehend der Trend zur Szenenbildung (die Ausübung der meisten Trendsportarten weist über das reine Sporttreiben hinaus, d. h. man geht nicht einfach z. B. zum Snowboarden, sondern man führt das Leben eines Snowboarders); 2. Trend zur Beschleunigung (so zeichnen sich neue Angebote im Bereich des Fitnesssports wie z. B. das Spinning durch eine weitere Steigerung des Tempos aus, was bei neuen Varianten etablierter Sportspiele, wie z. B. Beachvolleyball, mit einer Reduzierung der Spielerzahl parallel geht); 3. Trend zur Virtuosität und zur Akzentuierung von Könnenserlebnissen auf Kosten des Strebens nach sportlichem Erfolg, der der kreativen Bewegungsaufgabe und dem Bewegungserlebnis nachgeordnet bzw. in diesen Prozess eingeordnet wird; 4. Trend zur Extremisierung (die Suche nach dem Extremen spielt vor allem bei den Risikosportarten eine herausragende Rolle, aber auch etliche Varianten von ausdauer- und fitnessorientierten Bewegungspraktiken weisen eine solche Tendenz auf); 5. Trend zum Event (die „Eventisierung“ von Trendsportarten bedeutet eine Abwendung vom traditionellen Wettkampf und eröffnret neue Zugänge und Perspektiven, hebt die Trennung von aktiven Sportlern und passiven Zuschauern auf, thematisiert die Suche nach Gemeinschaft und bewirkt eine Gesamtinszenierung, die das eigene Sich-Bewegen mit dem Genuss professioneller Darbietungen, mit einer Partykultur und mit Produktwerbung verbindet); 6. Trend zum Sampling, d. h. zur Kombination heterogenen Materials (typische Beispiele sind Triathlon, aber auch das spielerische Zusammenfügen von Aerobic- und Tanzelementen zum Salsa-Aerobic, wodurch über eine Vermengung von harten und weichen Bewegungen die eher asketische Fitnesssemantik mit Momenten der Ausgelassenheit bzw. erotischer Ausstrahlung angereichert werden soll). Schiffer (unter Verwendung wörtlicher Textpassagen)