Ein kultureller Code? Antisemitismus im österreichischen Sport der Ersten Republik

Gespeichert in:
Bibliographische Detailangaben
Autor:John, Michael
Erschienen in:Emanzipation durch Muskelkraft : Juden und Sport in Europa
Veröffentlicht:Hildesheim: Vandenhoeck & Ruprecht (Verlag), 2006, S. 121-142, Lit.
Format: Literatur (SPOLIT)
Publikationstyp: Sammelwerksbeitrag
Medienart: Gedruckte Ressource
Sprache:Deutsch
Schlagworte:
Online Zugang:
Erfassungsnummer:PU200705001276
Quelle:BISp

Abstract

Die Betrachtung der Mannschafts- und Kampfsportarten, wie sie sich in der so genannten Ersten Republik in Österreich, also in der Zeit von 1918 bis 1938, entwickelt haben, weist auf einen zunehmend aggressiver werdenden Antisemitismus hin. Im Mittelpunkt der sportlichen Auseinandersetzungen zwischen Juden und der Mehrheitsbevölkerung standen dabei immer die deklariert jüdischen Vereine wie zum Beispiel die Hakoah Wien. Nach dem Zusammenbruch der Monarchie und insbesondere im Wahljahr 1923 kam es zu massiven antisemitischen Manifestationen auf dem Fußballplatz. An den antisemitischen Ausschreitungen nahmen die verschiedensten gesellschaftlichen Schichten teil, wobei man nicht von organisierten Exzessen sprechen kann. Ausgeprägtere Konflikte sind bei den Fans der sogenannten Vorstadt bzw. den Wiener Unterschichten zu beobachten. In den zwanziger und dreißiger Jahren lebten in Österreich zwischen 180 und 200 000 Juden. Im Fechtsport sind Auseinandersetzungen auf der Ebene des universitären Sports zu verzeichnen, wo burschenschaftlich organisierte Gruppen den Vertretern der jüdischen Vereine gegenüber standen. Eine bedeutende Rolle für die öffentliche Wahrnehmung spielt die Berichterstattung in der Tagespresse. Im Kontext der Gesamtentwicklung ist die These des Antisemitismus als kulturellem Code, wie sie Shulamit Volkov formuliert hat, erneut zu betrachten. Sasch