Muskeljuden versus Nervenjuden

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Bibliographische Detailangaben
Autor:Zimmermann, Moshe
Erschienen in:Emanzipation durch Muskelkraft : Juden und Sport in Europa
Veröffentlicht:Hildesheim: Vandenhoeck & Ruprecht (Verlag), 2006, S. 15-28, Lit.
Format: Literatur (SPOLIT)
Publikationstyp: Sammelwerksbeitrag
Medienart: Gedruckte Ressource
Sprache:Deutsch
Schlagworte:
Online Zugang:
Erfassungsnummer:PU200705001269
Quelle:BISp

Abstract

Die Gründerväter des Zionismus stellten in ihren Ansätzen zur Lösung der so genannten jüdischen Frage das Turnen bzw. den Sport im Allgemeinen zusammen mit dem Ideal des Muskeljudentums auf eine Stufe mit Zion. Bedeutende Vertreter der jüdischen Nationalbewegung am Ausgang des 19. Jahrhunderts waren Max Nordau und der Arzt Theodor Zlocisti. Die von Friedrich Ludwig Jahn als nationale deutsche Reaktion auf die Niederlage gegen Napoleon propagierte Turnbewegung, die sich vornehmlich gegen das deutsche Bürgertum wandte, fand Eingang in die jüdische Nationalbewegung gegen Ende des 19. Jahrhunderts. Nordau folgend waren die Juden nicht von Natur aus minderwertig, sondern entartet und deshalb in der Lage, einen Regenerations- und Erneuerungsprozess in Angriff zu nehmen. Die Forderung nicht nur nach einer Erneuerung des einzelnen jüdischen Individuums, sondern auch der Erneuerung des ganzen jüdischen Volks war weit in dieser Zeit verbreitet. Bereits in einem frühen Stadion des Zionismus war der Gegensatz zwischen Muskel- und Nervenjudentum etabliert. Die medizinischen und psychiatrischen Erkenntnisse des 20. Jahrhunderts haben die Debatten um Nerven, Muskeln und jüdischen Nationalismus zu einem Ende geführt, der Grundgedanke des Muskeljudentums hingegen ist immer noch Bestandteil des zionistischen Diskurses. Sasch