Der Stellenwert der Olympischen Spiele 1936 in Berlin

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Bibliographische Detailangaben
Autor:Teichler, Hans Joachim
Erschienen in:Olympisch bewegt : Festschrift zum 60. Geburtstag von Prof. Dr. Manfred Lämmer
Veröffentlicht:Köln: 2003, 209-221, Lit.
Herausgeber:Deutsche Sporthochschule Köln / Institut für Sportgeschichte; Deutsche Sporthochschule Köln / Carl-und Liselott-Diem-Archiv
Format: Literatur (SPOLIT)
Publikationstyp: Sammelwerksbeitrag
Medienart: Gedruckte Ressource
Sprache:Deutsch
Schlagworte:
Online Zugang:
Erfassungsnummer:PU200703000530
Quelle:BISp

Abstract

Noch heute ist der Stellenwert und die Bedeutung der Olympischen Spiele 1936 in Berlin unter Geschichtswissenchaftlern umstritten. Zum einen war es ein Sportfest der Rekorde, das sich der Finanz- und Machtmittel eines auf positiver Selbstdarstellung bedachten diktatorischen Regimes versichert sein konnte und als erstes perfekt inszeniertes Medienereignis des Sports in die Geschichte einging, zum Anderen war da der unüberbrückbare Gegensatz zwischen Nazi- und olympischer Ideologie, zwischen Herrenrassendenken und Kriegsvorbereitung einerseits und Friedensidee und Toleranz andererseits. Schon früh waren die Olympischen Spiele von den Nationalsozialisten als wirksames Propagandamittel erkannt worden, um dem Ausland ein friedliebendes Deutschland zu präsentieren, dessen Bewohner - auch die jüdische Bevölkerung - in Ruhe, Ordnung und Sicherheit lebten So blieben Aufmerksamkeit erregende Aktionen gegen Juden in der Zeit der Olympischen Spiele zumindest in den Olympiastädten Garmisch-Partenkirchen und Berlin aus, dem aufmerksamen ausländischen Beobachter konnte jedoch das generelle antijüdische Klima nicht verborgen bleiben. Der Glanz des Weltsportfestes, die Dominanz des sportlichen Interesses und oftmals auch die Sprachbarrieren verhinderten jedoch, dass sich diese vereinzelten Kritiker Verhör verschaffen konnten. So blieb auch bei einem Großteil der Mitglieder des IOC der Eindruck perfekt organisierter Spiele, was sogar dazu führte, dass trotz mittlerweile zerschlagener jüdischer Sportbewegung, trotz brennender Synagogen, trotz Missachtung des Münchner Abkommens 1939 die Olympischen Winterspiele für 1940 wieder nach Garmisch-Partenkirchen vergeben wurden. (Amendt)