Medienfußball und Medienpolitik - Zwei Seiten einer Medaille?

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Bibliographische Detailangaben
Herausgeber:Schwier, Jürgen; Leggewie, Claus
Erschienen in:Wettbewerbsspiele: Die Inszenierung von Sport und Politik in den Medien
Veröffentlicht:Frankfurt a.M.: Campus-Verl. (Verlag), 2006, S. 7-19, Lit.
Format: Literatur (SPOLIT)
Publikationstyp: Sammelwerksbeitrag
Medienart: Gedruckte Ressource
Sprache:Deutsch
Schlagworte:
Online Zugang:
Erfassungsnummer:PU200611002491
Quelle:BISp

Abstract

Der Politik und dem Sport wird von den Massenmedien eine große Bedeutung zuerkannt. Die mediale Aufmerksamkeit der Politik gegenüber ist kaum überraschend, da sowohl die alten als auch die neuen Medien eine Informationsfunktion erfüllen, kontroverse Themen zur Sprache bringen, über gesellschaftliche Probleme aufklären, politische Skandale aufdecken und die Prozesse der demokratischen Entscheidung kommentierend begleiten. Hinsichtlich des Sports ist die Rolle der Medien insgesamt jedoch noch gravierender als hinsichtlich der Politik. So sind die aktuelle gesellschaftliche Wertschätzung des Sports und die globale Popularität der Sportart Fußball ohne den Einfluss der Massenmedien kaum denkbar. Der Sport ist unter der Mitwirkung der Medien zu einem Teil des Alltags geworden und gerade das Fernsehen hat frühzeitig Beziehungen zum Sport geknüpft, da er eine zwanglose Nähe zu den Feldern der Freizeit, der Lebensstile und des Konsums verspricht. Außerdem weist der Sport einen Zeichencode auf, der anscheinend von Menschen in aller Welt verstanden wird. Der Spitzensport insgesamt, aber besonders der Fußball geht heute weitgehend in einem Medien-Sport-Komplex auf. Besonders im Fußball wachsen Sportanbieter, Medien, Vermarkter und transnationale Konsumgüterunternehmen zusammen, mit der Konsequenz, dass professioneller Fußballsport und Medienfußball kaum noch voneinander zu trennen sind. Auch die Politik steht dem Fußball sehr nahe. So gilt der Fußballsport in vielen Ländern als ein Mittel der politischen Distinktion zwischen links und rechts. Und nicht nur in Deutschland suchen Politiker jeglicher Couleur die Nähe zum Volkssport Fußball und zur Fußball-Nationalmannschaft. Zu den Tendenzen einer symbiotischen Beziehung zwischen Fußball und Politik trägt sachlich der agonale Charakter beider Veranstaltungen bei, formal die Präsentation dieses Ringens um Sieg und Niederlage im identischen Medium. Die für das Unterhaltungspotenzial des Mediensports maßgeblichen Inszenierungsformen lassen sich auf der Grundlage kommunikations- und sportwissenschaftlicher Publikationen zusammenfassend mit den Stichwörtern „Theatralisierung“, „Emotionalisierung“, „Personalisierung“ und „Telegenisierung“ beschreiben. Diese vier Inszenierungsformen sind nicht nur im medialen Diskurs des Fußballs, sondern auch in dem der Politik wirksam. Der Sport stellt ein sowohl greifbares als auch begreifbares Phänomen dar, dass den Zuschauer gefangen nehmen kann und unter günstigen Umständen auch unter den Zuschauern „Momente der Intensität“ stimuliert. Es bleibt zu prüfen, ob diese für den Sport konstitutive Ästhetik des körperlichen Tuns in der Politik ihre Entsprechung findet. Schiffer (unter Verwendung wörtlicher Textpassagen)