Sieger Marke Deutschland oder "Wie wir Weltmeister wurden": Heldenstück in drei Akten

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Bibliographische Detailangaben
Autor:Schindelbeck, Dirk
Erschienen in:"Elf Freunde müsst ihr sein!": Einwürfe und Anstöße zur deutschen Fußballgeschichte
Veröffentlicht:Freiburg i. Br.: Haug (Verlag), 1995, S. 71-88, Lit.
Herausgeber:Geschichtswerkstatt e. V.
Format: Literatur (SPOLIT)
Publikationstyp: Sammelwerksbeitrag
Medienart: Gedruckte Ressource
Sprache:Deutsch
Schlagworte:
Online Zugang:
Erfassungsnummer:PU200608002028
Quelle:BISp

Abstract

In Studien über die Fußballweltmeisterschaft 1954 wird die Qualität der neuen Zeit immer wieder mit Begriffen wie „Wirtschaftswunder“ und „Medienzeitalter“ umschrieben. Beides gehört Verf. zufolge in einen funktionalen Zusammenhang: Endlich darf zur Sprache kommen, was zuvor keinen Namen haben durfte, endlich darf ein seit der Währungsreform angewachsenes neudeutsches Selbstbewusstsein öffentlich präsentiert, zelebriert und genossen werden. Vor diesem Hintergrund beleuchtet Verf. den WM-Sieg der deutschen Fußballnationalmannschaft 1954 in der Schweiz in drei „Akten“: I. Akt: Endsieg mit leichter Verspätung „Deutschland über alles ...“ (die nationalistischen „Ausfälle“ des DFB-Präsidenten Peco Bauwens); II. Akt: Parade der Testimonials (die Spieler als „mustergültige Repräsentanten von Anständigkeit und Bescheidenheit, von Fließ und Disziplin“); III. Akt: Einübung der Rumpfhymne „Einigkeit und Recht und Freiheit ...“ (der Beitrag des Bundespräsidenten Theodor Heuss zur Abschlussveranstaltung am 20. Juli 1954 im Berliner Olympiastadion). Insgesamt erzählt das von Verf. entworfene dramatische Gemälde jener Julitage von mentalen Verschiebungs- und Umwertungsprozessen. „Figuren betreten die Bühne, die dem kollektiven Gefühlsereignis Ausdruck und Stimme leihen (möchten). In ihren Versuchen, den Triumph zu fassen, zu deuten und zu moderieren, werden mentale Strukturmuster virulent, formuliert sich bundesrepublikanisches Selbstverständnis zwischen Vergangenheitsreflex und Zukunftsoption.“ Schiffer (unter Verwendung wörtlicher Textpassagen)