Aschenputtel, Rotkäppchen und die elf Prinzen. Das Freiburger Fußballmärchen

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Bibliographische Detailangaben
Autor:Hohner, Thomas
Erschienen in:"Elf Freunde müsst ihr sein!": Einwürfe und Anstöße zur deutschen Fußballgeschichte
Veröffentlicht:Freiburg i. Br.: Haug (Verlag), 1995, S. 27-39, Lit.
Herausgeber:Geschichtswerkstatt e. V.
Format: Literatur (SPOLIT)
Publikationstyp: Sammelwerksbeitrag
Medienart: Gedruckte Ressource
Sprache:Deutsch
Schlagworte:
Online Zugang:
Erfassungsnummer:PU200608002024
Quelle:BISp

Abstract

Es fällt auf, dass sich in der ersten Hälfte der 1990er Jahre im europäischen Spitzenfußball Außenseitererfolge häufen. Deportivo La Coruña in Spanien, FC Parma in Italien, Blackburn Rovers in England, Casino Salzburg in Österreich, FC Auxerre in Frankreich. In Deutschland ist der FC Freiburg ein Beispiel für den Einbruch tiefster Fußballprovinz ins Establishment. Verf. zufolge hat ausgerechnet die fortschreitende „Durchkommerzialisierung“ des Fußballs dieser Entwicklung den Weg gebahnt. Fernsehgelder, Sponsorenverträge sowie die Vermarktung der Vereinslogos entkoppeln die großen Vereine zunehmend von ihren angestammten Zuschauergemeinden. Auch kleinere Vereine zahlen inzwischen gut, haben, sofern sie solide wirtschaften, den Verkauf ihrer besten Spieler nicht nötig oder können Abgänge mit Hilfe der hohen Ablösesummen und etwas Glück kompensieren. Durch diese Entwicklung nivellieren sich die Leistungsunterschiede, die Spiele werden interessanter und es profitieren alle davon, mit Ausnahme derer, die Europacupspiele fest eingeplant haben, sie aber nicht erreichen. Das Bestechendste am Image der Fußballer vom SC Freiburg ist, dass es so perfekt zum Image der Stadt Freiburg passt. Studentenstadt, Hochburg der Ökos, Grünen und Alternativen – all das bedient auch der Freiburger SC aufs Beste. Der vorher tendenziell tabuisierte Fußball wird auch in den Kreisen der Linken immer beliebter und zum reputierlichen Gesprächsgegenstand. Doch der Fußball ist Verf. zufolge „weder links noch rechts noch ein Transzendent der Gesellschaft, er ist Spektakel aus ihrer Mitte. Da kann der SC Freiburg noch so schön spielen, können Trainer und Spieler noch so links oder alternativ wirken, mehr als die längst überfällige Bereicherung der ersten Liga um einen Verein, der eine alles andere als marginale Strömung dieser Gesellschaft widerspiegelt, sind sie nicht. An Einem wird sich sowieso nichts ändern, ob mit links oder mit rechts geschossen: Der Ball bleibt rund.“ Schiffer (unter Verwendung wörtlicher Textpassagen)