Lust auf Action - Ein Erfahrungsbericht über Fanprojekte in NRW

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Bibliographische Detailangaben
Autor:Marewski, Rolf-Arnd
Erschienen in:Wo das Fußballherz schlägt: Fußball-Land Nordrhein-Westfalen
Veröffentlicht:Essen: Klartext-Verl. (Verlag), 2006, S. 200-211
Format: Literatur (SPOLIT)
Publikationstyp: Sammelwerksbeitrag
Medienart: Gedruckte Ressource
Sprache:Deutsch
Schlagworte:
Fan
Online Zugang:
Erfassungsnummer:PU200607001583
Quelle:BISp

Abstract

Am 29. Mai 1985 stürmten englische Fans im Brüsseler Heysel-Stadion unmittelbar vor Beginn des Europapokal-Endspiels zwischen Juventus Turin und dem FC Liverpool den benachbarten, mit Italienern besetzten Block und lösten damit eine Massenpanik aus. Zahlreiche Menschen wurden überrannt und an Mauern und Zäunen erdrückt. Als Folge der Ausschreitungen starben 39 Menschen und über 400 wurden teilweise schwer verletzt. Englische Fußballfans wurden fortan mit dem Begriff „Hooligan“ in Verbindung gebracht, der bis dahin lediglich die Gazetten Englands beherrschte, 1985 dann aber seinen Einzug in die Sportberichterstattung des europäischen Festlandes fand, denn das Phänomen „Hooliganismus“ war keineswegs auf die Insel beschränkt. So stand der Fanklub „Borussenfront“ der rechtsextremen Szene nahe und alle Versuche, die gewaltbereite Fanszene durch Ausgrenzung und polizeiliche Intervention zu befrieden, schienen zum Scheitern verurteilt. Im September 1987 gründete eine Gruppe Dortmunder Kommunalpolitiker und Vertreter der Jugend- und Sportverwaltung mit einigen Mitarbeitern des BVB nach Bremer und Hamburger Vorbild – dort existierten Fan-Projekte seit etwa 1983 – einen Trägerverein für sozialpädagogische Arbeit mit Fußballfans. Unter der Prämisse, aktiv und ohne Kontrollabsicht mit allen an Fußballgroßveranstaltungen Beteiligten Lösungen vorhandener Probleme zu erarbeiten und ein verloren gegangenes Stück Normalität in die Fußballstadien zurück zu bringen, begann im August 1988 die praktische Sozialarbeit des „Fan-Projekt Dortmund e. V.“. Verf. stellt grundsätzliche Überlegungen zur sozialen Arbeit mit Fans in Dormund vor und berichtet des Weiteren von den Fanprojekten Schalke, Düsseldorf, Essen, Leverkusen, Duisburg, Bochum und Köln. Mitte der 90er Jahre vollzog sich ein Generationswechsel innerhalb der Fan-Szene. Nach und nach nahmen die offenen Eskalationen der Gewalt im Umfeld des Westfalenstadions ab. Das Fehlen von Führungspersönlichkeiten in der Hooliganszene trug zusätzlich zur schwindenden Attraktivität des zweifelhaften Erlebnisses für jugendliche Mitläufer bei. Seit 2000 haben sich die „Ultras“ in Dortmund etabliert. In den Folgejahren hat sich diese Fangruppierung schnell zum ernst zu nehmenden Ansprechpartner entwickelt. Die große Geschlossenheit der Ultras und ihre Selbstregulierungskräfte etwa waren ausschlaggebend für die Verbannung hochgefährlicher pyrotechnischer Geräte von der dicht besetzten Südtribüne im Westfalenstadion. Rückblickend auf nahezu 18 Jahre sozialpädagogische Arbeit mit Fußballfans in Dortmund gelangt Verf. zu der Einschätzung, den 1988 formulierten Zielen, möglichst viele junge Menschen im Umfeld des Profifußballs vor Inhaftierung und einem Abgleiten in kriminelle Karrieren zu bewahren, recht nahe gekommen zu sein. Schiffer (unter Verwendung wörtlicher Textpassagen)