Die schwierigen Anfänge des Fußballsports in der SBZ/DDR

Gespeichert in:
Bibliographische Detailangaben
Autor:Teichler, Hans Joachim
Erschienen in:Fußball in Geschichte und Gesellschaft : Tagung der dvs-Sektionen Sportgeschichte und Sportsoziologie vom 29.9.-1.10.2004 in Münster
Veröffentlicht:Hamburg: Czwalina (Verlag), 2006, S. 75-81, Lit.
Forschungseinrichtung:Deutsche Vereinigung für Sportwissenschaft / Sektion Sportgeschichte ; Deutsche Vereinigung für Sportwissenschaft / Sektion Sportsoziologie
Format: Literatur (SPOLIT)
Publikationstyp: Sammelwerksbeitrag
Medienart: Gedruckte Ressource
Sprache:Deutsch
Schlagworte:
DDR
Online Zugang:
Erfassungsnummer:PU200606001317
Quelle:BISp

Abstract

Die DDR-Machthaber hatten bei der Zerschlagung des Vereinswesens und beim Aufbau herrschaftskonformer Basisstrukturen des Sports besondere Schwierigkeiten mit den Traditionsmannschaften des Fußballs. Ein Paradebeispiel hierfür ist die Mannschaft des letzten Deutschen Fußballmeisters aus dem Jahre 1944. Der Dresdner SC musste als kommunale Sportgemeinschaft Dresden-Friedrichstadt antreten und unterlag im Endspiel der ersten DDR-Meisterschaft der neu gebildeten BSG Horch Zwickau – nach Meinung vieler Anhänger aufgrund einer einseitigen Schiedsrichterleistung. Die anschließenden Zuschauerproteste führten zu einer Sperre und zum Übertritt der meisten Spieler um Helmut Schön nach West-Berlin. Wenig bekannt ist jedoch, dass auch die Anhänger der Zwickauer Mannschaft, die aus der aufgelösten SG-Planitz zusammengestellt worden waren, ein Jahr zuvor ebenfalls gegen die Funktionäre des Deutschen Sportausschusses tumultartig protestiert hatten, nachdem ihre „Vereins“-Mannschaft gegen eine neu gebildete BSG verloren hatten. An diesem Fußballbeispiel stellt Verf. die Widerstände gegen die Neustrukturierung des Basissports der DDR dar und unterzieht sie einer Analyse. Es wird deutlich, dass die Zerstörung der alten Vereinsstrukturen und die zahlreichen politisch motivierten Eingriffe in die überregionale Organisationsweise des Sports die politisch gewollte sportliche Entwicklung – auch im Fußballsport – stärker als beabsichtigt verzögerten. Auch der Rückgriff auf die Organisationspotenziale des Staates nutzte wenig. Mit dem 1952 gegründeten Staatlichen Komitee für Körperkultur und Sport und seinen regionalen Untergliederungen in den Bezirken, Kreisen und Städten war ein neuer zusätzlicher Befehlsstrang entstanden, der die Verhältnisse im Sport der DDR eher verkomplizierte als vereinfachte. Erst mit der Gründung des DTSB im Jahr 1957 knüpfte die SED wieder an alte und bewährte Strukturen des Sports mit Sportgemeinschaften (anstelle der Vereine) und Sportverbänden an. Trotz zentraler Lenkung und personalpolitischer Steuerung entwickelte sich eine sportliche Infrastruktur, die eine fachliche Weiterentwicklung ermöglichte und begünstigte. Schiffer (unter Verwendung wörtlicher Textpassagen)