Grounds to hopp on: Von denen, die auszogen, Stadions zu sammeln

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Bibliographische Detailangaben
Autor:Spiertz, Ansgar
Erschienen in:Ballbesitz ist Diebstahl : Fans zwischen Kultur und Kommerz
Veröffentlicht:Hildesheim: Verl. Die Werkstatt (Verlag), 2004, S. 217-223
Herausgeber:Bündnis Aktiver Fußballfans
Format: Literatur (SPOLIT)
Publikationstyp: Sammelwerksbeitrag
Medienart: Gedruckte Ressource
Sprache:Deutsch
Schlagworte:
Fan
Online Zugang:
Erfassungsnummer:PU200512002828
Quelle:BISp

Abstract

Groundhopping erfreut sich seit Ende der 1990er Jahre einer zunehmenden Medienpräsenz und wird der mehr oder weniger interessierten Masse im Rahmen von Talkshows, Fernsehdokumentationen und Zeitungsartikeln näher gebracht. Die Grunderkenntnisse, die man aus der öffentlichen Darstellung dieses Hobbys und seiner Anhänger gewinnt, lassen sich folgendermaßen skizzieren: Groundhopper sind meist männlich und hören auf seltene Spitznamen wie „Captain“, „Hammer“ und „Teamchef“. Sie vernachlässigen Beruf und Privatleben, eine Freundin kommt gar nicht in Frage, um ständig auf Achse sein zu können. Neben dem Fußballspiel besteht der Reiz des Hoppens darin, fremde Länder und Leute kennen zu lernen. Groundhopper finden Stadien in den größten Metropolen und den kleinsten Dörfern, die nicht immer leicht zu lokalisieren sind. Die Stunden bis zum Spiel verbringen sie in der Kneipe. Sie machen für jedes besuchte Stadion ein Kreuz in einem Buch und zählen noch dazu die Länder, in denen sie ein Spiel gesehen haben. Alles in allem sind Groundhopper Individualisten. Dieser klischeehaften Darstellung steht folgende Realität gegenüber: Ab Mitte der 1980er Jahre begannen Fußballfans neben den Heim- und Auswärtsspielen ihres „Stammvereins“ auch „neutrale“ Spiele auf „neutralen“ Grounds zu besuchen. Früher oder später folgte der eine oder andere Reiseversuch ins Ausland, und auch dies steigerte sich schrittweise, von Schwierigkeitsgrad zu Schwierigkeitsgrad. Gehoppt wird in kleinen Reise- oder Hobbygemeinschaften, aber es gibt auch echte Individualisten, die ihr Leben komplett aufs Groundhopping eingestellt haben und ihren Lebensunterhalt mit Gelegenheitsjobs unterwegs verdienen. Dieses in den Medien überbewertete „Extrem-Hopping“ ist jedoch eher die Ausnahme als die Regel. Um die Aufstellung eines Regelwerks des Groundhoppings ist z. B. die Vereinigung der Groundhopper Deutschlands (VdGD) bemüht. Die meisten Groundhopper machen sich jedoch unabhängig vom VdGD eine Art allgemein akzeptierter Grundregeln zu eigen, wobei die Frage, welche Spiele gesehen und gezählt werden, letztendlich jeder für sich bestimmt. Die meisten Groundhopper empfinden ihre An- und Abreise nicht unbedingt als Strapaze, sondern für sie ist der Weg eher ein Teil des Ziels. Insgesamt befriedigt Groundhopping wohl letztendlich den „Sammel- und Jagdtrieb“. Zwar kann ein Stadion nicht mit nach Hause nehmen, um es in ein Album zu kleben, aber man kann immerhin Listen führen, in denen man seine gesammelten Stadien aufführt. Darüber hinaus ist es äußerst weit verbreitet, Eintrittskarten der besuchten Spiele zu sammeln und/oder die besuchten Stadien durch Fotos zu dokumentieren. Zwar kommt es beim Groundhopping auch oft zu (Reise-)Pannen, über die gerne berichtet wird, aber diese prägen das Groundhopping nicht so sehr wie das erhebende Gefühl, wenn alles glatt gegangen ist und man sich beim Anstoß einer Partie an dem Spielort befindet, den man schon immer einmal besuchen wollte. Schiffer (unter Verwendung wörtlicher Textpassagen)