Fußball-Turniere als Finanz-Poker

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Bibliographische Detailangaben
Autor:Freudenreich, Josef-Otto
Erschienen in:Exquisiter Sport-Journalismus : Artikel und Analysen aus drei Jahrzehnten - ausgezeichnet mit dem Theodor-Wolff-Preis
Veröffentlicht:Berlin: Vistas Verl. (Verlag), 1993, S. 135-139
Format: Literatur (SPOLIT)
Publikationstyp: Sammelwerksbeitrag
Medienart: Gedruckte Ressource
Sprache:Deutsch
Schlagworte:
Online Zugang:
Erfassungsnummer:PU200512002691
Quelle:BISp

Abstract

Jorge Videla, Chef der argentinischen Militärjunta, wusste um den Effekt einer Fußball-Weltmeisterschaft, als er nach dem Putsch 1976 ihre Organisation in die Hand nahm. 1,5 Milliarden DM investierten die Militärs in die Vorbereitung dieses Ereignisses. Die Fußball-Weltmeisterschaft wurde in einem Land zur nationalen Angelegenheit erklärt, das die Menschenrechte noch schlimmer und systematischer verletzt, als es Chile jemals getan hat. Der deutsche Organisationschef der WM 1978, Hermann Neuberger liierte sich mit den Militärs. Spätestens nach seiner Sentenz „Die Wende zum Besseren trat mit der Übernahme der Macht durch die Militärs ein“ und nach Helmut Schöns öffentlicher Verkündung, er habe „nichts gesehen, von dem ich sagen könnte, es handele sich um eine ausgesprochene Diktatur“, war die DFB-Position klar. Die Toleranz des DFB gegenüber anderen Meinungen hatte danach eng gesteckte Grenzen: Auf Betreiben seines Vizepräsidenten Otto Andres musste z. B. die Hessische Sportjugend ein Seminar über die WM in Argentinien abblasen. Die Nationalspieler hätten „durch eine solche Veranstaltung verunsichert und in Gewissensnot getrieben werden“ können. Auf diese Weise wurde eine Chance vertan, Aufklärung vor Millionen im Sinne des humanen Zusammenlebens der Menschen betreiben zu können. Schiffer (unter Verwendung wörtlicher Textpassagen)