"Auf Schalke ist Fußball eine Religion" - Überlegungen zum Verhältnis von Fußball und Religion

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Bibliographische Detailangaben
Autor:Brandt, Thomas (2)
Erschienen in:Kirchliche Jugendarbeit und Sport
Veröffentlicht:Münster: Lit-Verl. (Verlag), 2005, S.165-180
Format: Literatur (SPOLIT)
Publikationstyp: Sammelwerksbeitrag
Medienart: Gedruckte Ressource
Sprache:Deutsch
Schlagworte:
Online Zugang:
Erfassungsnummer:PU200511002384
Quelle:BISp

Abstract

Verf. setzt sich mit der Verbindung von Religion und Fußball als einer Subkultur der postmodernen Gesellschaft auseinander. In der Annahme, dass Fußball ein religiöses Bedürfnis befriedigt, fragt Verf., wie umfassend diese Befriedigung ist und ob die traditionelle christliche Religion tiefer greift. Die Betrachtung dieser Fragen führt am Ende zu einigen Anregungen für den religionstheoretischen Diskurs. Hinsichtlich seiner Grundfrage gelangt Verf. zu folgender wesentlicher Aussage: Fußball ist ein Akt des Erlebens. Dieses Erleben reicht teilweise und abhängig von der Stellung des Fußballs im Leben des Einzelnen in tiefere Schichten des Seins und spricht dort das religiöse Bedürfnis an. Je umfassender Fußball als Behaglichkeitssphäre das Leben und Handeln des Individuums bestimmt, desto größer ist die Bedürfnisbefriedigung im religiösen Bereich. Dass jedoch Fußball trotzdem nicht den Ansprüchen an religiöse Tiefe entspricht, bezeugt vor allem die Tatsache, dass sinnstiftende Momente, die über das Diesseitige hinausweisen und krisenresistent sind, nicht vorkommen. Fußball ist Sport, eine sehr irdische Beschäftigung, die z. T. transzendiert wird durch Rituale und in der Sportler bzw. Fußballvereine zu Heiligen stilisiert werden. Dennoch reicht diese Transzendierung, die Wohlbehagen schafft und in der Routine des Alltags durchaus sinnbringend ist, nicht aus, um tiefe Krisen zu bewältigen, da hierfür keine passenden Antworten parat stehen. Wird der Mensch allerdings mit krisenhaften Höhepunkten, wie dem Tod eines nahen Verwandten oder finanziellem Zusammenbruch konfrontiert, verdeutlicht sich die Relativität dieser Tiefendimension von Fußball. Denn wenn es tatsächlich um letzte Fragen geht, versagt die „Patchworkreligion“ Fußball so offensichtlich, dass nicht einmal eingefleischte Fußballfanatiker dem widersprechen würden und könnten. Fußball besitzt in diesen Situationen keine Tragfähigkeit. Schiffer (unter Verwendung wörtlicher Textpassagen)