The "second culture" of football. Notes on a "forgotten sport"

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Bibliographische Detailangaben
Deutscher übersetzter Titel:Die "zweite Kultur" des Fußballs. Anmerkungen zu einem "vergessenen Sport"
Autor:Marschik, Matthias
Erschienen in:Sport in space and time: Contributions to the 11th international seminar for sociology of sport
Veröffentlicht:Wien: 1995, S. 228-235, Lit.
Format: Literatur (SPOLIT)
Publikationstyp: Sammelwerksbeitrag
Medienart: Gedruckte Ressource
Sprache:Englisch
Schlagworte:
Online Zugang:
Erfassungsnummer:PU200511002377
Quelle:BISp

Abstract

Obwohl der nicht in Ligen organisierte und stattfindende Fußball von den Medien ignoriert wird, ist er hinsichtlich der Anzahl der Vereine und Spieler größer und damit bedeutender als der Ligafußball. Der zunehmende Unterschied zwischen den großen nationalen und internationalen Fußballereignissen und dem Nicht-Liga-Fußball hat zur Bildung einer „zweiten Fußballkultur“ geführt, die sich immer mehr vom Berufsfußball entfernt. Verf. belegt dieses Phänomen in quantitativer Hinsicht durch eine Untersuchung der diesbezüglichen Szene in Wien und im Burgenland und äußert sich auch zur unterschiedlichen Motivation der Spieler sowie Zuschauer/Fans der Nicht-Liga- und Liga-Szene. Auf die „zweite Fußballkultur“ treffen zusammenfassend folgende Beschreibungsmuster zu: 1. Nicht-Liga-Fußball ist hinsichtlich der Anzahl der Spieler und Zuschauer dem Liga-Fußball überlegen. 2. Die „zweite Fußballkultur“ baut mehr auf den traditionellen Fußballidealen, auf der Gemeinschaft sowie auf der persönlichen, topographischen und soziokulturellen Solidarität auf als der Profisport. 3. Im Gegensatz zum Liga-Fußball ist der Nicht-Liga-Fußball zwar ohne Geschichte (Spielaktionen werden weder im Fernsehen noch auf den Stadionleinwänden wiederholt), aber voller Geschichten. 4. Traditionen, die im Liga-Fußball seit langem ausgestorben sind, haben im Nicht-Liga-Fußball nicht nur überlebt, sondern führen auch zu einer unterschiedlichen Behandlung des Sports, die im Fußball als Teil der Unterhaltungsindustrie nicht möglich wäre. Der Nicht-Liga-Fußball weist Bezüge zum Leben und zur Alltagskultur auf und ist daher nicht nur auf ein wahrnehmbares Ereignis eingeschränkt , sondern bietet eine direkte Erfahrung. 5. Da es sich um einen „vergessenen Sport“ handelt, hebt sich der Nicht-Liga-Fußball von den Einstellungen im Profisport und den Einschränkungen des Mediensports ab (Fußball als „wichtigste Nebensache des Lebens“). 6. Der Nicht-Liga-Fußball hat aufgrund seines engen Bezugs zur Welt der Spieler und Zuschauer und als Bereich der Alltagskultur den Charakter einer Gegenwelt bzw. einer Subkultur. 7. Als Subkultur bietet der Nicht-Liga-Fußball den Spielern sowie Zuschauern die Möglichkeit einer starken Identifikation mit der Mannschaft und dem Fußball, ermöglicht aber zugleich das Einhalten von Distanz. 8. Die oft erwähnte Abwendung vom kommerzialisierten Fußball wird nicht zum Verschwinden des Fußballs, sondern zur Hinwendung zum Nicht-Liga-Fußball führen. Schiffer