Die alten Herren: Fußball spielen als Lebensform

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Bibliographische Detailangaben
Autor:Schwark, Jürgen
Erschienen in:Die lokal-globale Fußballkultur - wissenschaftlich beobachtet
Veröffentlicht:Münster: Waxmann (Verlag), 2004, S. 195-208, Lit.
Format: Literatur (SPOLIT)
Publikationstyp: Sammelwerksbeitrag
Medienart: Gedruckte Ressource
Sprache:Deutsch
Schlagworte:
Online Zugang:
Erfassungsnummer:PU200501000228
Quelle:BISp

Abstract

Fußballspielen im mittleren Alter wurde bislang mit Übergewichtigkeit und Trainingsabstinenz in Verbindung gebracht. Getreu dem Motto „Dicke Bäuche – dünne Beine“ reicht die Zuschreibung in die Milieuspezifik des Arbeitersports, in dem in feucht-fröhlicher Runde ein bisschen gegen den Ball gekickt, aber kein „richtiger“ Sport mehr betrieben wird. Ohnehin wird immer noch davon ausgegangen, dass das Fußballspiel wie auch andere körperbetonte Spielsportarten – lediglich eine Karriere bis zum Ende der vierten Lebensdekade zulässt. Ein solch drastisch gezeichnetes Bild findet jedoch mit der Realität des organisierten Spielbetriebs von „Alte-Herren-„ und „Alt-Senioren-Mannschaften“ keine Übereinstimmung. Die Haltlosigkeit der Stereotype und Vorurteile gegenüber „Alte-Herren-„ und „Alt-Senioren-Mannschaften“ belegt Verf. mit den Ergebnissen einer im April 2003 an 300 Mannschaften aus dem Bereich Ü-32, Ü-40 und Ü-50 in den drei Landesverbänden des Westdeutschen Fußball- und Leichtathletikverbandes durchgeführten Fragebogenaktion. Demnach handelt es sich bei den befragten Fußballspielern um eine überdurchschnittlich engagierte Gruppe, was ehrenamtliches Engagement betrifft, um regelmäßig trainierende Akteure, die neben ihren Spielen auch noch häufig den Ligabetrieb unterstützen. Fußballspielen ist für die Befragten eine in den Alltag integrierte und – bezogen auf die Biografie – langfristig angelegte Sportpraxis. „Alte-Herren-„ und „Alt-Senioren-Fußballspieler“ repräsentieren (fast) alle gesellschaftlichen Gruppen, so dass von einer Mittelschichtorientierung, nicht jedoch von der Milieuspezifik des Arbeitersports gesprochen werden kann. Darüber hinaus sind die befragten Spieler als regelmäßig sportliche Aktive überwiegend normalgewichtig. Schiffer (unter Verwendung wörtlicher Textpassagen)