Die Sonderrolle des Spitzen-Fußballs in der DDR: Funktionalisierungen - Identitäten - Konkurrenzen

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Autor:Spitzer, Giselher
Erschienen in:Der lange Weg zur Bundesliga : zum Siegeszug des Fußballs in Deutschland
Veröffentlicht:Münster: Lit-Verl. (Verlag), 2004, S. 241-281, Lit.
Format: Literatur (SPOLIT)
Publikationstyp: Sammelwerksbeitrag
Medienart: Gedruckte Ressource
Sprache:Deutsch
Schlagworte:
DDR
Online Zugang:
Erfassungsnummer:PU200501000175
Quelle:BISp

Abstract

Verf. fragt nach den Ursachen, Konsequenzen und Grenzen der politischen Funktionalisierung des Fußballs in der DDR. Parallel zu dieser Funktionalisierung ereignete sich eine vergleichsweise frühe, d. h. dem Westen vorauseilende, weitgehende Professionalisierung. Private, staatliche, Partei- und Staatssicherheitsunterlagen lassen den Schluss zu, dass es eine Sonderrolle des Fußballs in der DDR gegeben hat. Der Sonderweg des Fußballsports in der DDR manifestierte sich durch Vermarktungsstrategien der individuellen Akteure und durch unerlaubtes Doping. Ihm steht die Benachteiligung des Frauensektors wie des gesamten Breiten- und Freizeitsportbereichs gegenüber. Die Gehälter gehörten zum höchsten, was in der DDR außerhalb des Bereichs der Spitzenkräfte von Medien und Hochkultur, außerhalb de teils sublegale Zahlungen fordernden privaten Dienstleistung oder für Begünstigte der Staatsicherheit zu verdienen war. Eine sportpolitische Steuerung war im Bereich des Fußballs nicht durchsetzbar, da es aufgrund des Machtmissbrauchs der Staatssicherheit zugunsten der ‚eigenen’ Sportvereinigung „Dynamo“ (Manipulation von Spielen) zu einer Machterosion der SED kam. Oszillierend mit diesem Machtverfall der Zentren lässt sich auf der unteren Ebene immer häufiger gerade im Fußball das Phänomen des „Dunkelsports“ nachweisen. „Dunkelsport“, der eine ernsthafte Bedrohung des DTSB-Sportmonopols und der Grundregeln für politisch korrektes Handeln darstellte, gab es nicht nur als Zeitvertreib von „Bürgern“ untereinander, sondern in den 80er Jahren sogar als „Privatspiele“ auf unterem Niveau zwischen DDR- und Bundesbürgern. Gerade im Fußball gab es ein weiteres, wegen der Politisierung des Sports zweifellos überraschendes Phänomen. Angesichts der relativen Erfolglosigkeit wurde der deutsch-deutsche Kontext ein heimliches Bezugssystem im DDR-Sport. Es kam zu einer „Double Identity“, worunter auf der Ebene der Auswahlmannschaften zugleich die Identifikation mit dem Team des Deutschen Fußballbundes durch DDR-Fans zu verstehen ist. Schiffer (unter Verwendung wörtlicher Textpassagen)