Fußball als Erinnerungsort: Zur Globalisierung des Fußballsports an der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert

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Bibliographische Detailangaben
Autor:Pfister, Gertrud
Erschienen in:Querpässe. Beiträge zur Literatur-, Kultur- und Mediengeschichte des Fußballs
Veröffentlicht:Heidelberg: Synchron Wiss.-Verl. (Verlag), 2003, S. 27-48, Lit.
Format: Literatur (SPOLIT)
Publikationstyp: Sammelwerksbeitrag
Medienart: Gedruckte Ressource
Sprache:Deutsch
Schlagworte:
Online Zugang:
Erfassungsnummer:PU200501000148
Quelle:BISp

Abstract

Die Welt des Fußballs ist zwar die Welt der Moderne, seine Wurzeln aber reichen weit in die Vergangenheit zurück. Ein entfernter Verwandter des modernen Fußballspiels ist das in Japan und China verbreitete Kemari, bei dem sich zeremoniell gekleidete Männer, manchmal auch Frauen, den Ball mit gemessenen Bewegungen mit dem Fuß zuspielen. In Italien wurde seit dem 15. Jahrhundert das Giuco del Calcio gespielt. Bei diesem Spiel versuchten zwei Mannschaften einen Ball mit dem Fuß oder mit der Faust ins gegnerische Tor zu treiben. Unmittelbare Vorläufer des heutigen Fußballspiels waren die wilden Volksspiele, die seit dem Mittelalter in mehreren europäischen Ländern gespielt wurden. In England überlebte das als roh und unschicklich geltende Spiel bis ins 19. Jahrhundert. Ziel der manchmal sehr großen Gruppen, die gegeneinander kämpften, war es, den Ball an einen vorher bestimmten Ort oder in ein aus Marksteinen gefertigtes Tor zu bringen. Wie auch bei anderen traditionellen Spielen veränderten sich die Regeln von Ort zu Ort, manchmal auch von Spiel zu Spiel. Typisch war ein hohes Maß von Gewalt. Mit dem modernen Fußballspiel hatten diese Spiele wenig gemeinsam. In ihrem vor diesem historischen Hintergrund erfolgenden gleichermaßen sozial- wie mentalitätsgeschichtlich angelegten Überblick zur Entstehungs- und vor allem Verbreitungsgeschichte des Fußballs an der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert nimmt Verf. nationale „Stile“ in den Blick, verbindet sie im Gegenstand Fußball aber auch mit den Mentalitäten sozialer Schichten und Klassen. So zeigt sie auf, wie mit dem Kulturtransfer des Fußballs in die britischen Kolonien zugleich typische kulturelle Muster des Fußball-Muterlandes Verbreitung fanden, aber auch in welchen Transformationen aus dem englischen Oberschichten-Sport ein klassenübergreifendes (und gelegentlich -integrierendes) deutsches Massenspiel wurde. Schiffer (unter Verwendung wörtlicher Textpassagen)