Nationale Repräsentation durch Fußball

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Bibliographische Detailangaben
Autor:Gebauer, Gunter
Erschienen in:Querpässe. Beiträge zur Literatur-, Kultur- und Mediengeschichte des Fußballs
Veröffentlicht:Heidelberg: Synchron Wiss.-Verl. (Verlag), 2003, S. 13-25, Lit.
Format: Literatur (SPOLIT)
Publikationstyp: Sammelwerksbeitrag
Medienart: Gedruckte Ressource
Sprache:Deutsch
Schlagworte:
Online Zugang:
Erfassungsnummer:PU200501000147
Quelle:BISp

Abstract

Fußball und Theater haben ihre Gemeinsamkeit darin, dass beide körperlich-sinnliches Geschehen sind. Wie das Theater hat auch der Fußball Aufführungsqualitäten; auch er wird inszeniert und um Entscheidungen zentriert. Ein Fußballspiel ist, wenn man es nach der Poetik des Dramas beurteilt, gemäß der aristotelischen Lehre von den drei Einheiten aufgebaut: Einheit des Raums, der Zeit und der Handlung. Dennoch bleibt laut Verf. ein entscheidender Unterschied zwischen Fußball und Theater: Der Sport besitzt seine theatralische Performativität außerhalb oder unterhalb der Bühne, diesseits der Orchestra, auf der Seite, wo die Zuschauer sind. Diesseitigkeit und Verbundenheit mit dem Alltagsleben sind seine Stärken. Fußball ist Darstellung, Erhöhung, Vorführen von Gemeinsamkeiten, von großen Ganzheiten. Diese Fähigkeit zur Repräsentation hat der Fußball insbesondere in den letzten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts voll entfaltet. Vor diesem Hintergrund fragt Verf., worin die Fähigkeit des Fußballs besteht, eine Gesellschaft, Gruppe oder sogar Nation zu repräsentieren. Eine Antwort lautet, dass gerade Länderspiele für das Publikum das Drama der je eigenen Nation und auf den Körper der Nationalspieler projizierte, vermeintlich konstante nationale Wesensmerkmale repräsentieren, die vom Spielfeld aus dann auch wieder in den Alltag der Zuschauer hinein appliziert werden. Kodifiziert sind die nationalen Merkmale für Verf. in den ausdifferenzierten Stilen und Schulen von Körperbewegungen. Was häufig als wesenhafte kulturelle Differenz aufgefasst wird (z. B. die Gründlichkeit der Deutschen oder der Spielwitz der Franzosen) ließe sich dann bis in die verschiedenen Trainingsprogramme und -stile zurückverfolgen. Das „Sich-dem-Fußball-as-sociieren“ bestände dann konsequenterweise in der Übernahme bestimmter (evtl. nationaler) Körper- und Bewegungsschemata auch durch die Zuschauer. Schiffer (unter Verwendung wörtlicher Textpassagen)