"Der Geist ist es, der den Körper formt" - Über die Rolle des Gehirns als limitierender Faktor für körperliche Aktivität

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Bibliographische Detailangaben
Autor:Hollmann, W.; Stüder, H.K.
Erschienen in:Sportmedizinische Trainingssteuerung : Sport - Prävention - Therapie
Veröffentlicht:Köln: Sport u. Buch Strauß (Verlag), 2003, S. 11-25, Lit.
Format: Literatur (SPOLIT)
Publikationstyp: Sammelwerksbeitrag
Medienart: Gedruckte Ressource
Sprache:Deutsch
Schlagworte:
Online Zugang:
Erfassungsnummer:PU200406001694
Quelle:BISp

Abstract

In der Diskussion über Ursprung und Funktionsweise des menschlichen Gehirns gibt es zwei verschiedene Hauptrichtungen: die monistische und die dualistische Theorie. Bereits seit Jahrtausenden wissen die Philosophen, dass der Geist den Körper formt. Doch die Forschungen der letzten zehn Jahre zeigen, dass auch der Körper den Geist formen kann. Das Gehirn ist das anpassungsfähigste Organ des menschlichen Körpers. In ihm geschehen Veränderungen auf fünf unterschiedlichen Ebenen: eine genomische, eine molekulare, eine synaptische, eine zelluläre und eine vektorensystematische. Die Umwelt kann über die neuronale Impulsaktivität das Genom beeinflussen und damit die gesamte neuronale Struktur und Funktion. Körperliche Bewegung stellt hierbei einen zentralen Mechanismus dar. Wirken vermehrt Umweltreize wie körperliche Tätigkeit auf den Organismus ein, so erfolgt eine stärkere Entladung der Locus-coeruleus(LC)-Zellen, in deren Faserendigungen Tyrosinhydroxylase aktiviert wird. Das geschieht durch eine vermehrte Noradrenalinausschüttung. Das Ergebnis ist eine erhöhte Wachheit und Aufmerksamkeit. Muskuläre Aktivität formt in zeitlicher Abhängigkeit den Geisteszustand. Verf. geben Beispiele für netzartige Verknüpfungen zwischen Körper und Gehirn. Die positive Stimmungsbeeinflussung durch muskuläre dynamische Tätigkeit ist einerseits auf die vermehrte Endorphinproduktion zurückzuführen, andererseits auf die auf mehreren Wegen mögliche vermehrte oder verlängerte Serotoninwirkung. Die engen Zusammenhänge zwischen Gehirn, Geist und Körperfunktion im gegenseitigen Sinne beruht darauf, dass die Skelettmuskulatur über ihre Muskelrezeptoren landkartenartig im Cortex verankert ist. Geist und Wille beherrschen zwar den Körper und formen ihn gleichzeitig durch die Qualität und Quantität seiner Beanspruchung, erfahren jedoch ihrerseits durch den Körper vielfache strukturelle und funktionelle Modifizierungen. Weinke