Die Bayern: Die Geschichte des deutschen Rekordmeisters

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Bibliographische Detailangaben
Autor:Schulze-Marmeling, Dietrich
Veröffentlicht:Hildesheim: Verl. Die Werkstatt (Verlag), 2003, 637 S., Lit.
Format: Literatur (SPOLIT)
Publikationstyp: Monografie
Medienart: Gedruckte Ressource
Sprache:Deutsch
ISBN:389533426X
Schlagworte:
Online Zugang:
Erfassungsnummer:PU200404001056
Quelle:BISp

Abstract

Der FC Bayern (FCB) ist Deutschlands erfolgreichster Fußballklub. Kein anderer Klub wird einerseits so geliebt wie andererseits gehasst, d. h., kein Klub bewegt sich so zwischen Extremen. Die Ursachen für diese Polarisierung liegen keineswegs nur in der jüngeren Geschichte. Der rote Faden der mittlerweile über 100 Jahre alten Geschichte des FCB besteht aus einem außergewöhnlichen Avantgardismus sowie einer erstaunlichen Fähigkeit zur Innovation. Wer die Geschichte des deutschen Fußballs erklären will, kommt zumindest für die Jahre 1900 bis 1933 und 1963 bis zur Gegenwart am FCB nicht vorbei. Lediglich für die Jahre zwischen 1933 und 1963 erscheinen insbesondere die "Arbeitervereine" Schalke 04 und Borussia Dortmund für die Erläuterung und Analyse der historischen Entwicklung als geeigneter. Bereits vor und nach dem Ersten Weltkrieg gehörte der FCB zu den modernsten und professionellsten Adressen im deutschen Fußball. 1932 wurde der FCB zum ersten Mal Deutscher Meister. Die Machtergreifung der Nazis unterbrach die Aufwärtsentwicklung des Vereins. Jüdische Funktionäre mussten ihre Positionen räumen und das Land verlassen. Die Nazis mochten den FCB nicht und ließen es ihn spüren. Nachdem der FCB in den 1960er Jahren in die Elite des deutschen Fußballs zurückgekehrt war, etablierte er sich in den 1970ern als Repräsentant des deutschen Fußballs auf der europäischen Bühne. Als erster deutscher Klub gewann der FCB 1974 den Europacup der Landesmeister, um ihn auch in den beiden folgenden Jahren zu erringen. Durch seine permanente Europapokal- und damit TV-Präsenz sowie durch seinen genialen Spielerpersönlichkeiten (u. a. Beckenbauer, Müller und Maier) konnte der FCB seine Gefolgschaft weit über München hinaus ausdehnen. Der überragende sportliche Status des FCB, seine finanziellen Möglichkeiten sowie die Existenz eines auch "spielkulturellen" Antipoden in Gestalt von Borussia Mönchengladbach ließen allerdings auch ein Lager von "Bayern-Hassern" entstehen. Nichtsdestotrotz hat kein anderer deutscher Fußballklub die Entwicklung des hiesigen Profifußballs so beeinflusst wie der FCB. Ein modernes Management, die Sichtweise der Spieler als "Angestellte", die Popularisierung des Fußballs in der sog. "besseren Gesellschaft", die Entwicklung der TV-Gelder, die Entdeckung der Marktbrücke Merchandising, die Aufbringung des Themas "Kapitalgesellschaften" - in all diesen Bereichen war der FCB Vorreiter. Der heutige FCB ist ganz wesentlich das Werk seines Managers Uli Hoeneß, der den deutschen Fußball der letzten 40 Jahre in einer Spannbreite repräsentiert hat wie kein anderer. Neben Uli Hoeneß gehören zur Führungsriege des FCB noch Franz Beckenbauer und Karl-Heinz Rummenigge, womit der FCB der einzige Klub im europäischen Fußball ist, der maßgeblich von ehemaligen Spielern geführt wird. Auch wenn der FCB von seinen Gegnern als Moloch betrachtet wird, der mit seinem "Reichtum" die Bundesliga angeblich sportlich und finanziell auffrisst, subventioniert der FCB de facto die Bundesliga, indem er 17 anderen Vereinen pro Saison ein ausverkauftes Haus und ein "Spiel des Jahres" beschert. Zwar hat der FCB immer wieder anderen Klubs deren beste Spieler und größte Talente abgekauft, er hat dafür aber auch Summen gezahlt, zu denen andere Klubs weder verpflichtet noch in der Lage gewesen wären. Außerdem profitierte die gesamte Liga von den TV-Geldern, die ohne den FCB in diesem Ausmaß nicht geflossen wären. Der Vermarktungswert der Bundesliga wäre ohne den FCB erheblich geringer. Schiffer (unter Verwendung wörtlicher Textpassagen)