Auswirkungen von Doping bei Frauen. Ethische Grenzen und ihre Missachtung im DDR-Leistungssport

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Bibliographische Detailangaben
Autor:Spitzer, Giselher
Erschienen in:Grenzen für Mädchen und Frauen im Sport? : Erfahrungen und Überschreitungen ; Dokumentation des Workshops vom 7. November 2000
Veröffentlicht:Köln: Sport u. Buch Strauß (Verlag), 2001, S. 83-99, Lit.
Herausgeber:Bundesinstitut für Sportwissenschaft
Format: Literatur (SPOLIT)
Publikationstyp: Sammelwerksbeitrag
Medienart: Gedruckte Ressource
Sprache:Deutsch
Schlagworte:
DDR
Online Zugang:
Erfassungsnummer:PU200403000907
Quelle:BISp

Abstract

Unter Aufsicht des staatlichen sportmedizinischen Dienstes der DDR und mit Kenntnis von Erich Honecker, Sportminister Günter Erbach und DTSB-Präsident Manfred Ewald fand in der DDR seit Mitte der siebziger Jahre unter amtlicher Geheimhaltung ein umfassender Drogen-und Medikamentenmissbrauch im Hochleistungssport statt. Staatliches Zwangsdoping gab es bereits seit 1966, seit 1972 gab es allerdings zentrale Pläne, nach denen jährlich 2000 Sportlerinnen zumeist ohne ihr Wissen gedopt wurden. Die aktive Mitwirkung bei Frauen war selten, aber Frauen waren es, die im Grunde von den Praktiken doppelt geschädigt sind. Bereits 1968 waren die ersten Frauen durch Anabolika-Gaben dauerhaft androgenisiert, vor allem im Bereich des Wintersports und den Wurfsportarten. Nicht nur der Einsatz der Anti-Baby-Pille zur günstigen Regelverlegung und beliebigen Herbeiführung des individuell günstigsten Zeitfensters für Leistungsfähigkeit im Zyklus ist als Körperverletzung zu werten. Außerdem wurden Präparate eingesetzt, die vermännlichende Wirkung hatten, und das im Gegensatz zum periodischen Anabolikadoping ganzjährig und über viele Jahre. Organveränderungen und körperliche Störungen durch Dopingmittel sind schriftlich belegt, ebenso Suchtphänomene. Eine Reihe von Fallbeispielen für die Grenzüberschreitungen, die besonders Mädchen und Frauen betreffen, so zum Beispiel aus dem weiblichen Kunstturnen, illustrieren die Dopingpraxis der DDR. SaSch