Probleme der Interpretation sportwissenschaftlicher Daten am Beispiel von Laktatmessungen

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Bibliographische Detailangaben
Autor:John, Brigitta; Maassen, Norbert
Erschienen in:Bewegung im Dialog : Festschrift für Andreas H. Trebels
Veröffentlicht:Hamburg: Czwalina (Verlag), 2003, S. 207-218, Lit.
Format: Literatur (SPOLIT)
Publikationstyp: Sammelwerksbeitrag
Medienart: Gedruckte Ressource
Sprache:Deutsch
Schlagworte:
Online Zugang:
Erfassungsnummer:PU200309002218
Quelle:BISp

Abstract

In der Trainingslehre ist es schon vorgekommen, dass man aufgrund von unkritischen Übernahmen von Ergebnissen aus der Sportmedizin zu Fehlinterpretationen und Missverständnissen gelangt. Verf. erläutern am Beispiel von Laktatmessungen, und dabei gehen sie auch auf die Geschichte der Laktatmessungen ein, die Problematik der Interpretation physiologischer Daten. Es werden zahlreiche Beispiele aus der Sportphysiologie mit verschiedenen Interpretationsmöglichkeiten gegeben. Im Rahmen naturwissenschaftlicher empirisch-analytischer Zugriffsweisen, auf die in der Sportphysiologie zurückgegriffen wird, können zwingend nur eine begrenzte Anzahl von Faktoren und Einflussgrößen berücksichtigt und erfasst werden. So ist es selbst durch viele additive Vorgänge nicht möglich, den Menschen insgesamt zu erfassen. Wissenschaftliche Ergebnisse stellen den Versuch einer rationalen Abbildung der Wirklichkeit dar. Verf. folgern, dass Wissenschaft keine Wirklichkeit sei, sondern lediglich ein Erklärungsversuch für die Wirklichkeit. Wissenschaftliche Aussagen beziehen sich auf eine Fiktion, die über Reduktionsprozesse vom Wissenschaftler erst erzeugt werden muss. Wenn Wissenschaft sich mit einem Alltagsproblem beschäftigt, muss sie den Alltagsgegenstand zu einem wissenschaftlichen Gegenstand transformieren, um über den allgemeinen Gegenstand wissenschaftlich relevante Aussagen treffen zu können. Hierzu wäre aber eine Entindividualisierung, also eine Standardisierung der Menschen notwendig. Verf. beziehen sich auf die Arbeiten Tamboers, in denen eine Menschenbildtypologie entwickelt wird, die eine Ordnung der Vielfalt von Metaphern des Menschenbildes und Interpretationen des menschlichen Körpers ermöglicht und der klassischen Dichotomie von Subjekt und Objekt indifferent gegenübersteht. Verf. fordern, dass die Forschungsergebnisse der Physiologie von der Wissenschaftssprache in die Alltagssprache der Sportwissenschaftler, der Sportler und Trainer zurückinterpretiert werden, so dass die wissenschaftlichen Erkenntnisse für das Handlungsfeld Sport hilfreich sein können. Weinke