Von der "Fußlümmerlei" zur "Kunst am Ball". Über die kulturgeschichtliche Karriere des Fußballsports

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Bibliographische Detailangaben
Autor:Herzog, Markwart
Erschienen in:Fußball als Kulturphänomen. Kunst - Kult - Kommerz
Veröffentlicht:Stuttgart: Kohlhammer (Verlag), 2002, S. 11-43, Lit.
Format: Literatur (SPOLIT)
Publikationstyp: Sammelwerksbeitrag
Medienart: Gedruckte Ressource
Sprache:Deutsch
Schlagworte:
Online Zugang:
Erfassungsnummer:PU200210002888
Quelle:BISp

Abstract

Fußball hat sich zu einem das Leben prägenden gesamtkulturellen Phänomen entwickelt, das die verschiedensten Kultur- und Kunstsektoren bereichert und entsprechende Rückkopplungseffekte aufweist. Fußball ist ein Beispiel für "Globalisierung" insofern er die einziger Klassen und Nationen übergreifende Ideologie des Erdballs ist. Mit dieser "Ideologie" lassen sich alle lokalen, regionalen und nationalen Strukturen multikulturell unterlaufen und internationalisieren. Darin kommt der Fußball mit dem Pop als kultureller Plattform der globalisierten Informationsgesellschaft überein. Denn dem Pop haben selbstgenügsame kulturelle Identitäten ebenso wenig entgegenzusetzen wie dem Fußball. Während jedoch der Fußball auf den verschiedensten Ebenen als Kulturphänomen ernst genommen wird, besteht in der kulturwis-senschaftlichen und sozialgeschichtlichen Forschung erheblicher Nachholbedarf. Doch auch hier ist ein Wandel zu verzeichnen. So waren im Jahr 2000, in dem der DFB auf hundert Jahre Vereinsgeschichte zurückblicken konnte, bemerkenswerte Aufbrüche mit dem Anliegen eines Brückenschlags zwischen Sport als vorübergehender Betätigung einerseits und bleibender Kultur andererseits zu verzeichnen. Große Beachtung fanden die kulturgeschichtliche Ausstellung "Der Ball ist rund" im Gasometer Oberhausen, die Sektion "´Kinder der Bundesliga": Kultur- und sozialgeschichtliche Aspekte des Fußballs in Deutschland 1900 bis 1980" im Rahmen des 43. Deutschen Historikertages und die interdisziplinäre Tagung der Schwabenakademie Irsee über "Fußball in Kunst und Kultur der Moderne". Dies alles sind Symptome einer in der Entwicklung begriffenen breiteren intellektuellen Auseinandersetzung mit dem Fußball. Während der DFB früher glücklich war, in dem Tübinger Rhetorikprofessor Walter Jens wenigstens einen deutschen Gelehrten von Format zu finden, der entgegen weit verbreitetem akademischen Dünkel öffentlich über Fußball reflektierte und publizierte, interessieren sich heute Künstler und Schriftsteller, Feuilletonautoren und Geisteswissenschaftler, Kulturschaffende und Forscher der verschiedensten Fachrichtungen für die Thematik. Schiffer