Bild dir deine Meinung ... Medien, Rassismus und Fußball - Die vierte Gewalt als Katalysator einer rassistischen Grundströmung

Gespeichert in:
Bibliographische Detailangaben
Autor:Buderus, Andreas
Erschienen in:Tatort Stadion : Rassismus, Antisemitismus und Sexismus im Fußball
Veröffentlicht:Köln: PapyRossa-Verl. (Verlag), 2002, S. 44-58, Lit.
Format: Literatur (SPOLIT)
Publikationstyp: Sammelwerksbeitrag
Medienart: Gedruckte Ressource
Sprache:Deutsch
Schlagworte:
Online Zugang:
Erfassungsnummer:PU200210002874
Quelle:BISp

Abstract

Der Mediendiskurs spielt in der modernen Gesellschaft eine zentrale Rolle bei der Vermittlung und Reproduktion des rassistischen Denkens. Da heutzutage Alltagswissen der Gesellschaft in erheblichem Maße durch die Massenmedien bestimmt wird, wäre die allgemeine Ausbreitung rassistischer Vorurteile ohne die Medien kaum denkbar. Diese Feststellung erhält im Zusammenhang mit dem Millionengeschäft Fußball eine erhöhte Virulenz. So besteht zwischen dem Sportpublikum und den Massenmedien eine Art heimliche Komplizenschaft dergestalt, dass die bloße Anwesenheit des Fernsehens die Wahrscheinlichkeit eines gewaltsamen Ereignisses erhöht. Spätestens seit den medientechnisch perfekt inszenierten rassistischen Grenzüberschreitungen anlässlich des Fußballländerspiels Polen-Deutschland im September 1996 und einer Kurven-"Choreographie" aus Aldi-Einkaufstüten beim Champions-League-Spiel zwischen dem FC Bayern München und Besiktas Istanbul im September 1997 gilt die heimliche Komplizenschaft von Massenmedien und "Sportbegeisterten" auch für den rassistischen Alltagsdiskurs. Fußball ist somit nicht nur völkerverbindend, sondern die Wirklichkeit ist sublimierter Krieg. Rassistische, gewaltverherrlichende und patriarchalische Äußerungen sind nicht nur in den erwähnten Kurven-Choreographien, sondern auch in diversen Fanpublikationen und Sprechchören an der Tagesordnung. Auch die Medien informieren nicht nur, sondern formieren Bewusstsein. So werden bspw. die diskriminierenden Versuche, Migrantenvereine wegen angeblicher Störungen des Spielbetriebs vom Ligabetrieb in den Amateurklassen auszuschließen, durch die vereinfachende und kulturalistische (Lokal-)Berichterstattung zum Bestandteil des Fußball-Alltagsdiskurses erhoben. Schiffer