Sport, Nation und Identität

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Bibliographische Detailangaben
Autor:Eichberg, Henning
Erschienen in:Sport und Gesellschaften
Veröffentlicht:Münster: Hofmann (Verlag), 2001, S. 37-61, Lit.
Format: Literatur (SPOLIT)
Publikationstyp: Sammelwerksbeitrag
Medienart: Gedruckte Ressource
Sprache:Deutsch
Schlagworte:
Online Zugang:
Erfassungsnummer:PU200206001760
Quelle:BISp

Abstract

Das Sporttreiben berührt soziale und psychologische Dimensionen der Identitätserfahrung. Die Identifikation im Sport kann sich mit einem Resultat verknüpfen, sie kann durch Disziplin zum Ausdruck kommen und sie kann aus einem Fest hervorgehen. Das führt zu unterschiedlichen Formen des Sports und zu verschiedenen Typen von Nationalismus. Eine besondere Schwierigkeit stellt sich, wenn das kollektive Subjekt sozialen Handelns benannt und interkulturell vermittelt werden soll. Mindestens drei Bedeutungsebenen verschränken sich im Volksbegriff, mit von Fall zu Fall sehr unterschiedlichen Gewichtungen: eine nationale, eine soziale und eine universell-psychologische. Dass die nationale Frage ihren Kern - im Sport besonders deutlich - jenseits ideeller und staatlich institutioneller Überbauten hat, wird durch den Identitätsbegriff deutlich. Der sozialwissenschaftliche Identitätsbegriff, wie er heute als kulturelle, soziale oder nationale Identität im Gebrauch ist, verbreitete sich von der Psychoanalyse her. Auf dieser Grundlage entwickelte E.H. Erikson den Begriff der kulturellen oder nationalen Identität, der seither zur Grundlage des Identitätsverständnisses in Psychoanalyse und Sozialwissenschaften sowie im politischen Bereich wurde. Die kulturelle Identität liegt nicht außerhalb des Menschen, sondern in seinem Inneren, in Träumen und Erinnerungen. Die kulturelle Identität verbindet Individuum und Gesellschaft. Für das Verständnis des Sports steht der Körper als Idential im Vordergrund oder, wie er in der Soziologie bezeichnet wird, der Habitus. Der Habitus bildet eine Brücke zwischen dem Körper, der Psyche und der Sozialität des Menschen. Der Sport hat unter dem Aspekt der Identitätsbildung mehr als nur körperliche Seiten. Sport zielt z.B. in hohem Maße auf eine Identifikation mit Nations-, Vereins- oder Athletennamen. Der Sport stellt eine unike Quelle sozialen Wissens über Nation, Identität und sozialpsychologischen Muster der Nostrifikation dar. Da der Körper sozial modelliert und ein Idential zugleich ist, ist der Sport als ein körperliches Ritual zivilgesellschaftlicher Identitätsvergewisserung aussagekräftig - mit erheblichen Auswirkungen auf den öffentlichen und den privaten Körper. Weinke