Die Verstehen-Erklären-Kontroverse in der Motologie

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Bibliographische Detailangaben
Autor:Seewald, Jürgen
Erschienen in:Mosaiksteine der Motologie
Veröffentlicht:Münster: Hofmann (Verlag), 2001, S. 147-161, Lit.
Format: Literatur (SPOLIT)
Publikationstyp: Sammelwerksbeitrag
Medienart: Gedruckte Ressource
Sprache:Deutsch
Schlagworte:
Online Zugang:
Erfassungsnummer:PU200205001570
Quelle:BISp

Abstract

Nach diversen Erklären-Verstehen-Kontroversen haben sich die Wogen geglättet. Die qualitativen Methoden als moderne Nachfahren des Verstehens haben sich ihren selbstverständlichen Platz in den Kultur - und Sozialwissenschaften erobert. Warum eine Verstehen-Erklären-Kontroverse in der Motologie? Möchte sie sich als neues wissenschaftliches Fach verstehen, dann muss sie auch in Bezug auf ihre Gegenstands-Methode-Interaktion zu Bewusstsein gelangen. Die Vorläufer und Auslöser der Kontroverse liegen in einer inneren Entfaltungslogik der Motologie, bei der besonders die Praxis dynamisierend wirkte, und in Widersprüchen der theoretischen Grundlegungsversuche. Verf. zeichnet den vom lebensweltlichen Verstehen über das selbstreflexive, methodische Verstehen zur Erweiterung des Verstehens durch Objekttheorien nach. Darüber hinaus zeigt er die Bedeutung des Verstehens für die Motologie auf. Hier liegt der Schwerpunkt des Verstehens auf der praxeologischen Ebene. Erklären als Gegenbegriff zu Verstehen geht in einer spezifisch anderen Weise mit seinem Erkenntnisgegenstand um. Erklären sucht nach Ursache-Wirkungs-Zusammenhängen in intersubjektiv überprüfbare Weise. Die Polarisierung von Verstehen und Erklären neigt dazu, vergessen zu machen, dass sich zwischen den Polen ein feinabgestuftes Spektrum quantitativer und qualitativer Methoden befindet. Sie sind alle gleichsam dem Nullsummenspiegel unterworfen: Jedes Mehr an Abstraktion und Formalisierung geht einher mit einem Weniger an individualisierender Blickschärfe und umgekehrt. Die Verstehen-Erklären-Kontroverse forciert die notwendige methodologische Diskussion im Fach und gibt dadurch Gelegenheit zur Selbstreflexion und zur Festlegung zukünftiger Forschungsthemen. --wei--