Show, Sponsoren und Spektakel - Breitensport und Zuschauersport

Gespeichert in:
Bibliographische Detailangaben
Autor:Opaschowski, Horst W.
Erschienen in:Sport und Sportrezeption
Veröffentlicht:Baden-Baden: Nomos-Verl.-Ges. (Verlag), 2001, S. 77-96, Lit.
Format: Literatur (SPOLIT)
Publikationstyp: Sammelwerksbeitrag
Medienart: Gedruckte Ressource
Sprache:Deutsch
Schlagworte:
Online Zugang:
Erfassungsnummer:PU200204001253
Quelle:BISp

Abstract

Inszenierungen von künstlichen Erlebniswelten gehören zum Alltag des 21. Jahrhunderts. Und auch das Echte kommt ohne Inszenierung kaum noch aus. Übersättigte Konsumenten verlangen nach immer Neuem. Ereignisse werden in Serie inszeniert, getrieben von der Suche und Sucht nach Superstars und Superlativen, bei denen Steigerungen kaum mehr möglich erscheinen. Die Angst vor der Langeweile des Lebens ist eine Antriebsfeder für Neugier, Aktivität und Risikofreude. Verf. fragt sich, ob wir heute für unser Wohlbefinden ein gewisses Reizoptimum oder sogar den Thrill brauchen, um dem Gefühl der Langeweile zu entgehen und das Leben als Herausforderung anzunehmen. Es verändert sich die Einstellung der Bevölkerung zum Sport als Ausdruck einer neuen Bewegungskultur. Die Sportarten individualisieren sich zusehends, werden immer spezieller, ausgefallener und extremer. Mit dem Struktur- und Wertewandel in der Arbeitswelt ist offenbar auch ein Bedeutungswandel im Sport verbunden. Sport wird weniger wichtig im Leben. Andere Aktivitätsbereiche wie Medien, Konsum, Kultur und Tourismus rücken in der persönlichen Wertehierarchie nach oben. Es besteht die Gefahr, dass sich der informelle Freizeitsport als eigene Erlebniswelt verselbständigt, was für den organisierten Sport ebenso schmerzhaft wie folgenreich wäre. Der Deutsche Leichtathletik-Verband verzeichnet einen jährlichen Mitgliederschwund von 5000 pro Jahr. Gleichzeitig explodiert der Kanon attraktiver Freizeitbeschäftigungen. In den sechziger Jahren gab es etwa 30 Sportarten, heute sind es über 240. Infolgedessen wird es immer schwieriger einen jungen Menschen für eine Sportart zu gewinnen, in der er mit hartem Training Spaß und Erfolg haben kann. Der Spaß- und Unterhaltungscharakter einer Sportveranstaltung ist den Zuschauern wichtiger als das Interesse an dem Verein. Die Zuschauer wollen etwas Nichtalltägliches voll von Spaß, Spannung und Geselligkeit erleben. Insbesondere der Wertewandel vom Versorgungs- zum Erlebniskonsum wird zur großen Herausforderung für die Vereine. Die Entwicklung des Sports spielt sich im Wesentlichen zwischen Inszenierung und Vermarktung ab. Aus der Authentizität des eigenen Sporterlebens wird zunehmend ein Sport der Inszenierung, der neue Erlebniswelten und Megaereignisse jenseits des wirklichen Lebens erfindet und produziert. Wir leben in einem Zeitalter der Extreme. Der Maßstab für Normalität droht verloren zu gehen. Entwickeln wir uns weiterhin zu einer Extremgesellschaft, dann wird auch das Fernsehen zum Extrem-TV zwischen Tod und Leben werden. -wei-