Bildungsgedanke und Solidaritaetsbewusstsein in der deutschen Arbeitersportbewegung zur Zeit der Weimarer Republik

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Bibliographische Detailangaben
Autor:Überhorst, Horst
Erschienen in:Archiv für Sozialgeschichte
Veröffentlicht:14 (1974), o. A, S. 275-292
Format: Literatur (SPOLIT)
Publikationstyp: Zeitschriftenartikel
Medienart: Gedruckte Ressource
Sprache:Deutsch
ISSN:0066-6505
Schlagworte:
Online Zugang:
Erfassungsnummer:PU199912407711
Quelle:BISp

Abstract

Die Gruendung der Arbeitersportbewegung fand im Jahre 1893 in Gera statt. Nach der Aufhebung des "Sozialistengesetzes" erfolgte der Zusammenschluss von 51 Sportvereinen mit dem Ziel, nicht laenger die "reaktionaere Gefolgschaft" der buergerlich orientierten Deutschen Turnerschaften zu sein. Die Arbeitersportbewegung wollte mit ihrer Gruendung vor allem das Bewusstsein der Arbeiter wecken, die von der besitzenden Klasse bedrohten Rechte verteidigen und fuer eine gerechte Sozialordnung eintreten. Weil sich die Arbeiterturner die Volksbefreiung zum Ziel gesetzt hatten, erhielt die Bewegung von Beginn an eine politische "Stossrichtung". Die Konfrontation mit den herrschenden Klassen bliebt nicht aus, Rueckschlaege und Notlagen vor dem 1. Weltkrieg waren die Folge und zwei Drittel der Vereine loesten sich auf. Nach dem 1. Weltkrieg kam es quasi zu einer Neugruendung dieser "Sammelbewegung". Als Ausdruck eines gemeinsamen Solidaritaetsbewusstseins und Bildungswillens glaubte die Arbeitersportbewegung an die unverrueckbaren Ziele einer freiheitlich-demokratischen Sozialordnung, gestuetzt auf dem Fundament einer sozialistischen Koerperkultur. Waehrend der Weimarer Republik erlebte die deutsche Arbeitersportbewegung mit ihrer endgueltigen Organisationsform ihre Bluetezeit und konnte auf stolze zwei Millionen Mitglieder verweisen. Verf. zeigt, dass sich die Arbeitersportbewegung in dieser Zeit zu einer bedeutenden Kraft entwickelte, demokratische Traditionen zu pflegen suchte und parteipolitische Obrigkeitshoerigkeit ablehnte. Ihre physischen und moralischen Vorsaetze waren gegen die buergerlichen Leibesuebungen und deren wehrpolitische Bindungen gerichtet, es wurde der volksgesundheitliche Wert des Turnens, der Sport und das Spiel in den Mittelpunkt der gemeinsamen Aktionen gerueckt: Wettkampf- und Leistungsstreben waren verpoent. Die eigens organisierten Arbeiterolympiaden sollten diese Maxime zum Ausdruck bringen. Lemmer