Diskussionen und Diskurse ueber die Gesundheit des Arbeiters in der internationalen kommunistischen Sportbewegung der Zwischenkriegszeit

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Bibliographische Detailangaben
Autor:Gounot, Andre
Herausgeber:Terret, Thierry
Erschienen in:Sport et santé dans l'histoire : compte-rendu de 4th ISHPES Congress, Lyon
Veröffentlicht:Sankt Augustin: Academia Verl. (Verlag), 1999, S. 245-257, Lit.
Herausgeber:International Society for the History of Physical Education and Sport
Format: Literatur (SPOLIT)
Publikationstyp: Sammelwerksbeitrag
Medienart: Gedruckte Ressource
Sprache:Deutsch
ISBN:3896651196
Schlagworte:
Online Zugang:
Erfassungsnummer:PU199912407480
Quelle:BISp

Abstract

Fuer die kommunistische Sportbewegung der zwanziger und dreissiger war ein spezifischer Gesundheitsdiskurs charakteristisch. Jedoch musste in der herrschenden Konzeption zunaechst die proletarische Revolution vollendet werden, da die Verhaeltnisse des kapitalistischen Systems die Verwirklichung des gesundheitlich akzentuierten Arbeitersports noch verhinderten. Als Kategorie war die Gesundheit theoretisch eine wichtige Groesse, die allerdings in enger Verflechtung mit der polit-agitatorischen Zielsetzung zu sehen ist. Die hier untersuchten Quellen stammen aus der Roten Sportinternationale (RSI), die als Unterorganisation der Komintern von 1921 bis 1937 existierte. Ihre Position zur Gesundheitsthematik darf als repraesentativ fuer die internationale kommunistische Bewegung der Zwischenkriegszeit gelten. In den Anfaengen galt die gesamte Aufmerksamkeit der RSI der politischen Steuerung der Arbeiterbewegung, nur langsam bezog man auch die Sportpraxis in die Ueberlegungen mit ein, die 1924 auf dem 3. Kongress in Moskau erstmals auf der Tagesordnung stand. Im Zuge der einsetzenden Bolschewisierung der kommunistischen Bewegung wurden jedoch die gesundheitsbezogenen Vorstoesse weitestgehend verworfen und das revolutionaere Endziel in den Mittelpunkt aller Bemuehungen gestellt. Die Gesundheit wurde zunehmend zu einem Instrument im Rahmen des Klassenkampfes und im Kampf gegen die Luzerner Sportinternationale, seit 1928 Sozialistische Arbeitersport-Internationale, rueckte das Thema Gesundheit in der Plenumsdebatte 1931 wieder ins Zentrum. Die totalitaeren Tendenzen der kommunistischen Ideologie galten auch fuer die Koerper der Arbeiter, so dass auch theoretisch unueberwindbare Huerden fuer eine gesundheitsbezogene Sportpolitik bestanden. Diese Bewertung der Programmatik schliesst allerdings nicht aus, dass in der Sportpraxis einzelner Vereine gesundheitssportliche Ansaetze realisiert wurde. SaSch