Entwicklung eines speziellen Messverfahrens zur Untersuchung der Gleichgewichtsregulation bei Sprungbewegungen

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Bibliographische Detailangaben
Autor:Reuss, Hans-Otto
Veröffentlicht:Hannover: 1998, 143 S., Lit.
Hochschulschriftenvermerk: Hannover, Univ., Diss., 1998
Format: Literatur (SPOLIT)
Publikationstyp: Monografie
Medienart: Gedruckte Ressource
Dokumententyp: Hochschulschrift Dissertation
Sprache:Deutsch
Schlagworte:
Online Zugang:
Erfassungsnummer:PU199912406335
Quelle:BISp

Abstract des Autors

Ausgehend von der Frage, wie es dem Menschen moeglich ist, eine grosse Zahl von Einzelbewegungen nicht nur behalten, sondern sie zu immer neuen und situationsgerechten Bewegungen kombinieren zu koennen, wurde die Hypothese aufstellt, dass es sich bei der Organisation der menschlichen Motorik nicht um ein ausschliesslich hierarchisch arbeitendes System handelt. Vielmehr wird angenommen, dass der Mensch - je nach Erfahrung - ueber eine gewisse Anzahl von Bewegungsmustern vefuegt, fuer die der Startimpuls zwar von hoeheren Zentren des zentralen Nervensystems (ZNS) kommt, deren weiterer Ablauf incl. Wahrnehmung und Verarbeitung aeusserer Einfluesse aber dann autonom geschieht. In zwei Untersuchungen wurden Reaktionen der Gleichgewichtsregulation auf einer nach rechts und links kippenden Standflaeche aufgezeichnet. Hierzu wurde eine elektronische, computergestuetzte Messanlage konstruiert, die alle zu erfassenden Daten synchron aufnehmen, speichern und spaeter graphisch darstellen sollte. Die Voruntersuchung erfasste dabei verschiedene Parameter der Gleichgewichtsregulation bei einem ueberraschenden Wegkippen der Platte nach einer Seite. Anhand der Reaktionen der Probanden (die als Beschleunigungswerte gemessen wurden) konnten hier bereits deutliche Unterschiede der Zeit dargestellt werden, bis das motorische System des jeweiligen Probanden den Einfluss verarbeitet hatte und wieder stabil war. Die Dauer des auftretenden und gemessenen physiologischen Tremors wies dabei auf die Faehigkeit, aeussere Einfluesse sofort kompensieren zu koennen, hin. Bereits diese Untersuchung zeigte, dass es sich bei der Reaktion der Probanden um komplexe Bewegungsmuster handeln musste, die in sich reagierten. In der Hauptuntersuchung wurde das Verhalten von Probanden beim Ausgleichen eines staendig auftretenden Ungleichgewichtes aufgezeichnet. Alle Probanden hatten die Aufgabe, auf der schaukelnden Standflaeche 3x30 sec lang moeglichst durchgaengig zu huepfen. Hierbei wurden die Dauer der Fusskontakte und die Beschleunigungen der Kippflaeche aufgezeichnet. Es kristallisierten sich drei Zeitintervalle bezueglich der Fusskontaktdauer heraus, die gehaeuft auftraten. Zwei dieser Intervalle (0,16 s und 0,21 s) stimmen mit Reaktionszeiten ueberein, die in bereits veroeffentlichten Untersuchungen zu finden sind. Welche Beruehrzeit wie haeufig auftritt, laesst Rueckschluesse auf die Faehigkeit zu, auftretenden Einfluessen auf eine Bewegung schnell und wirkungsvoll zu begegnen. Da bei einer Fusskontaktdauer von 0,21 s eine Wiederherstellung des Gleichgewichtes waehrend der Verweildauer aber physiologisch aufgrund der Kuerze der Zeit nicht moeglich ist, muss angenommen werden, dass allein die taktile Wahrnehmung ueber den kurzen Fusskontakt ausreicht, um zu entscheiden, ob und welche Korrektur einzuleiten ist, um die Eigendynarnik der instabilen Standflaeche auszugleichen. Da eine solche Reaktion ueber hoehere Zentren des ZNS viel zu langsam waere, liegt der Schluss nahe, dass es sich um Bewegungsmuster handeln muss, die weitestgehend abgekoppelt vom Gehirn reagieren koennen. Obwohl die Mitwirkung des visuellen Systems hier nicht untersucht wurde, wird aber angenommen, dass auch Sinneswahrnehmungen ueber das Auge, insbesondere der Netzhautperipherie, eine wichtige Rolle spielen. Die gemessenen Beschleunigungen der Kippflaeche lassen keine Rueckschluesse auf verschiedene Reaktionstypen zu; signifikante Zusammenhaenge zu aufgetretenen Haeufungen oder Nichthaeufungen von Kontaktintervallen konnten nicht festgestellt werden. Ein abschliessender Ausblick schlaegt verschiedene Diagnosemoeglichkeiten innerhalb der Sportwissenschaft und -paedagogik unter Verwendung einer vereinfachten, aber aehnlich arbeitenden Messeinrichtung vor. Verf.-Referat