Bewegungskorrelierte Hirnpotentiale bei Patienten mit cerebellaeren Störungen - dargestellt anhand zweier Bewegungsparadigmata

Gespeichert in:
Bibliographische Detailangaben
Autor:Bussiek, Ulrike
Veröffentlicht:Bad Iburg: Der Andere Verl. (Verlag), 1999, 59 S., Lit.
Hochschulschriftenvermerk:Zugl.: Kiel, Univ., Diss., 1999
Format: Literatur (SPOLIT)
Publikationstyp: Monografie
Medienart: Gedruckte Ressource
Dokumententyp: Hochschulschrift Dissertation
Sprache:Deutsch
ISBN:398065379X
Schlagworte:
Online Zugang:
Erfassungsnummer:PU199912404650
Quelle:BISp

Abstract des Autors

Das Kleinhirn, welches strategisch guenstig zwischen Hirnstamm und Grosshirnhemispheren liegt, wirkt als "Computer" bei der Verarbeitung all der komplexen Eingangssignale von Rezeptoren oder von anderen Teilen des Gehirns. Die hauptsaechliche Aufgabe des Kleinhirns besteht darin, komplexe Bewegungen und Bewegungssequenzen miteinander zu koordinieren. Ziel dieser Studie war es herauszufinden, ob cerebellaere Bahnen bei der Generierung des motorischen Bereitschaftspotentials (BP), ein oberflaechennegatives Hirnpotential, welches man zu den endogenen ereigniskorrelierten Potentialen zaehlt, eine Rolle spielen. Die Aufgabe wurde bearbeitet durch eine Erweiterung der Versuche von Wessel et al. (1991, 1994), die bereits elektronegative Hirnpotentiale ableiteten an Patienten mit cerebellaeren Stoerungen beim Durchfuehren von komplexen Zielfolgebewegungen mit der Hand. Sie beobachteten eine Erhoehung der fruehen Komponente des BP 600-800 ms vor Bewegungsbeginn aber eine Erniedrigung der Amplitude kurz vor Bewegungsbeginn. In dieser Studie wurde das motorische BP an Patienten mit cerebellaeren Stoerungen sowie einer Kontrollgruppe gesunder Probanden beim Durchfuehren zweier motorischer Aufgaben ermittelt. Zunaechst sollte das Abduzieren der rechten Grosszehe in einer 25-minuetigen Uebungseinheit trainiert werden, danach wurde eine Zielfolgebewegungsaufgabe mit der Hand durchgefuehrt. Der Proband sollte vor einem Computer sitzend 75 mal einen Cursor moeglichst fluessig durch Verschieben der Computermaus in einen Zielpunkt bewegen. Nach der Versuchsdurchfuehrung konnte per "averaging" das motorische BP der Versuchspersonen ueber beliebig lange Versuchsabschnitte bestimmt werden. Die Ergebnisse zeigten einen signifikanten Unterschied zwischen den beiden Gruppen. Waehrend bei der Zehenabduktionsaufgabe bei der Patienten- sowie der Kontrollgruppe ein BP in seiner typischen Form abzuleiten war, konnte ein signifikanter Unterschied zwischen der Patienten- und der Kontrollgruppe beim Durchfuehren der Zielfolgebewegungsaufgabe beobachtet werden. Im Unterschied zur Kontrollgruppe, bei der ein typisches BP abzuleiten war, war bei der Patientengruppe in keinem Mittelungsabschnitt ein BP zu sehen, im Gegenteil ergaben sich sogar positive Werte. Somit stimmten die in dieser Studie gefundenen Ergebnisse nicht mit den von Wessel et al. beobachteten Resultaten ueberein. Nur insofern ergaben sich klare Uebereinstimmungen, dass deutlich wurde, dass cerebellaere Bahnen bei der Generierung des motorischen BP eine Rolle spielen. Die Ursache dafuer, dass nur bei der Zielfolgebewegungsaufgabe und nicht bei der monophasischen Abduktionsbewegung ein signifikanter Unterschied zwischen beiden Gruppen zu beobachten war, ist damit zu erklaeren, dass erstere sensibler auf cerebellaere Defizite reagierte, da es sich hierbei um eine komplexe, mehrgelenkige Bewegung handelte. Die Abduktionsbewegung der Grosszehe hingegen stellte eine eingelenkige Massenbewegung dar, die vorwiegend pyramidal gesteuert wurde. In dieser Studie konnte belegt werden, dass die Entstehungsorte des motorischen BP nicht nur in den motorischen Rindenfeldern, insbesondere im motorischen Assoziationskortex, sondern auch in tiefer liegenden Strukturen wie dem Kleinhirn zu sehen sind. Verf.-Referat