Geschichte und Zeitgeschichte des Sports in westdeutschen Veroeffentlichungen 1964 und 1965

Gespeichert in:
Bibliographische Detailangaben
Autor:Pahncke, Wolfgang; Weder, Horst
Erschienen in:Theorie und Praxis der Körperkultur
Veröffentlicht:16 (1967), 3, S. 210-219
Format: Literatur (SPOLIT)
Publikationstyp: Zeitschriftenartikel
Medienart: Gedruckte Ressource
Sprache:Deutsch
ISSN:0563-4458, 0323-7605
Schlagworte:
DDR
Online Zugang:
Erfassungsnummer:PU199908400923
Quelle:BISp

Abstract

In einer kritschen Auseinandersetzung mit der deutschen Turn- und Sportgeschichtsschreibung wird den zeitgeschichtlichen Darstellungen westdeutscher Autoren der Nachkriegszeit eine reaktionaere Geschichtsauffassung unterstellt. Die westdeutschen Darlegungen ueber Turn- und Sportgeschichte werden nach Auffassung des Verf. in der Regel losgeloest vom objektiven Gang der gesellschaftlichen Entwicklungen abgefasst. Verf. meint, dass auf diese Weise jedoch historisch wichtige Faktoren (Klassenkaempfe, Entwicklungsgesetze) weitgehend unberuecksichtigt bleiben. So fuehrt Verf. beispielsweise anhand der Zeitschrift "Deutsches Turnen" an, dass hier insbesondere persoenliche Erinnerungen bzw. personengebundene Darstellungen in den Vordergrund gestellt werden, um die alten reaktionaeren Kraefte der Deutschen Turnbewegung verherrlichen zu koennen. Ein "augenfaelliger Defekt" westdeutscher Geschichtsschreibung drueckt sich nach Ansicht des Verf. auch in den Biographien westdeutscher Sportfunktionaere aus. Hier werde "Schoenfaerberei" betrieben, da man versuche z. B. das sportpolitische Wirken fuehrender westdeutscher Sportfunktionaere (Carl Diem, Guido von Mengden) waehrend der Zeit des Nationalsozialismus zu verharmlosen. Diese Art von Biographien offenbaren nach Meinung von Verf. eine ungeschickte historische Faelschung: hier soll der Eindruck vermittelt werden, dass es sich bei diesen Personen eigentlich um "Maertyrer" handelte, die sich im Kampf gegen den Totalitaetsanspruch des nationalsozialistischen Staates fuer das Turnen und den Sport einsetzten. In den Augen von Verf. fungieren diese Sportfunktionaere heute quasi als verlaengerter Arm einer "imperialistischen" Bonner Regierungspolitik, in der zugleich ihre Haltung im Kampf gegen die sozialistische Turn- Sportbewegung der DDR "heroisiert" werden soll. Lemmer