Juedischer Sport in Polen

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Bibliographische Detailangaben
Autor:Blecking, Diethelm
Erschienen in:Sozial- und Zeitgeschichte des Sports
Veröffentlicht:13 (1999), 1, S. 20-27, Lit.
Format: Literatur (SPOLIT)
Publikationstyp: Zeitschriftenartikel
Medienart: Gedruckte Ressource
Sprache:Deutsch
ISSN:0931-7031
Schlagworte:
Online Zugang:
Erfassungsnummer:PU199906309907
Quelle:BISp

Abstract

In der Zeit zwischen den Weltkriegen war der juedische Sport in Polen die staerkste Saeule der internationalen juedischen Sportbewegung. In der Zweiten Polnischen Republik (1919-1939), also waehrend seiner Bluetezeit, umfasste der organisierte juedische Sport in Polen 30.000 Mitglieder verteilt auf 250 Sportvereine. Hinzu kamen etwa 65.000 juedische Jugendorganisationen, die mit Koerper- und Bewegungskultur befasst waren. In der Kulturgeschichte werden die juedischen Sportvereine in Polen als "Teil einer sozialen Bewegung" beschrieben, die als "Reflex ethnisch-nationalistischer, religioeser nationalkultureller Abgrenzung- und Selbstbehauptungsversuche" innerhalb der europaeischen Geschichte des 19. und 20. Jahrhunderts zu verstehen sind. Gleichwohl kann die Geschichte des juedischen Sports in Polen - ganz im Sinne vieler europaeischer Turn- und Sportbewegungen - als Nationalbewegung (Verkoerperung der Nation) interpretiert werden. Neben dem Nationalismus vollzog sich in Polen unter den Auspizien die zweite erfolgreiche massenorganisierte Arbeitersportbewegung, die im Rahmen der juedischen Turn- und Sportbewegung gegruendet wurden. Trotz der Bedeutung des juedischen Sports in Polen, existieren fuer die internationale juedische Sportbewegung kaum moderne Untersuchungen zu ihrer Geschichte. Lediglich die zionistischen Makkabi-Vereine werde hier am Rande erwaehnt. Als moeglicher Grund fuehrt Verf. hierzu an, dass es waehrend der innenpolitischen Auseinandersetzungen in Volkspolen nach dem 2. Weltkrieg offensichtlich zu einer Ignorierung des juedischen Sports in der staatlichen Geschichtsschreibung kam. Vor der deutschen Okkupation Polens im Jahre 1939 partizipierten viele juedische Vereine und Sportler an polnischen Meisterschaften und traten in Konkurrenz zu polnischen und deutschen Wettkaempfern. So entstammten z.B. alle polnischen Meister im Tischtennis der Zwischenkriegszeit aus juedischen Vereinen. Ohne Spannungen verlief die Integration juedischer Sportvereine in Polen jedoch nicht. Bereits in den 20er Jahren forderte eine rechtsgerichtete Gruppierung der polnischen Nationaldemokratie den Abbruch des Wettkampfverkehrs zwischen polnischen und juedischen Sportlern. Lemmer