Abstract

In den Standardwerken der Bewegungslehre dominiert noch immer die Darstellung der koordinativ-motorischen Entwicklung des Menschen (Meinel/Schnabel), die sich bei repraesentativen Querschnittsuntersuchungen vorrangig an Mittelwertskurven orientiert. Aus dem empirischen Vergleich der individuellen motorischen Leistungen von Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen (Punktetabellen)wird hinsichtlich der Entwicklungsunterschiede auf Entwicklungsveraenderungen geschlossen, obgleich die Maengel solcher Querschnittsuntersuchungen nach Ansicht von Verf. schon seit vielen Jahren bekannt sind. So ueberdecken die auf Mittelwerte basierenden Entwicklungslinien zum grossen Teil die enormen individuellen Unterschiede. Ausgehend von diesen Ueberlegungen sind nach Auffassung von Verf. Laengsschnittstudien zur Feststellung von individuellen, inter- und intraindividuellen Entwicklungsveraenderungen vor allem in der Pubeszenz heranwachsender Jugendlichen unerlaesslich. Neben der Darstellung der verschiedenen Formen der interindividuellen, intraindividuellen und intrafunktionellen motorischen Entwicklungsvariabilitaet von Heranwachsenden, geht Verf. beispielhaft anhand verschiedener Untersuchungsbefunde auf die Ursachenvielfalt dieser Entwicklungsveraenderungen ein. Diese werden einerseits durch endogene, genetisch-biologische Einfluesse (Eigenzeit), sowie andererseits durch verschiedene Umwelteinfluesse bestimmt. In der paedagogischen Arbeit mit Heranwachsenden helfen nach Ansicht von Verf. jedoch die einfachen wissenschaftlichen Bestaetigungen der hohen interindividuellen Variabilitaet allein nicht weiter, vielmehr sind im Sinne der von MEINEL paedagogisch ausgerichteten Bewegungslehre kuenftig folgende Fragen zu klaeren: 1. Welche konkreten Ursachen fuehren zu der Eigenzeit der motorischen Entwicklung? 2. Sind bei aller Individualitaet der Entwicklung auch "motorische Entwicklungstypologien zu erkennen und nachzuweisen? Lemmer