Abstract des Autors

Zahlreich sind die Belege ueber Versuche, die antiken Olympischen Spiele auf regionaler, nationaler oder internationaler Ebene wiederzuerwecken. Nur wenig bekannt hingegen sind franzoesische Einfluesse auf die coubertinsche Konzeption der modernen Olympischen Spiele. Der Artikel hinterfragt, inwieweit die modernen Olympischen Spiele als Kontinuitaet einer franzoesischen Festkultur aufklaererischer Praegung zu begreifen sind, und was als Bruch gegenueber dieser gedeutet werden kann. Es wird gezeigt, dass die franzoesische Geistesgeschichte Naehrboden fuer die Ideen von COUBERTIN war. In der Renaissance waren Erinnerungen an die antiken Spiele wach geworden, erste Rufe nach einer Wiederbelebung der antiken Wettkaempfe sind aus der Zeit der franzoesischen Revolution bekannt. Parallelen zwischen den Revolutionsfesten und den Olympischen Spielen werden aufgezeigt. Wie die Revolutionsfeste standen die Olympischen Spiele Coubertins in der Tradition der franzoesischen Aufklaerung und hatten ideologisierende Funktionen. Nach Abschaffung der Revolutionsfeste ist in den Weltausstellungen eine gewisse Kontinuitaet dieser Festkultur zu erkennen, wobei diese jedoch durch ein wesentliches Merkmal erweitert wird, naemlich den Internationalismus, der auch das Fundament der modernen Spiele sein sollte. Auch das Konzept der "Zivilregion" ist eine Konstante der franzoesischen Geistesgeschichte des 18. und 19. Jh., die von CONCORDET und ROUSSEAU ueber die zivilreligioesen Elemente der Revolutionsfeste, die positive Religion von Auguste COMTE, die Verehrung des Fortschritts und der human mankind bei den Weltausstellungen bis hin zu den modernen Olympischen Spielen zu verfolgen ist. Weitere Einfluesse von COUBERTIN, darunter auch die Ideen von Pascal GROUSSET und die lokalen "Olympischen Spiele" des Rondeau in Grenoble, werden ebenfalls diskutiert. Verf.-Referat