Auswirkungen der Erholungs-Beanspruchungsbilanz auf die Wettkampfleistung von amerikanischen Schwimmerinnen

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Bibliographische Detailangaben
Autor:Kellmann, Michael; Johnson, Matt; Wrisberg, Craig
Herausgeber:Teipel, Dieter; Kemper, Reinhild; Heinemann, Dirk
Erschienen in:Sportpsychologische Diagnostik, Prognostik, Intervention. Bericht ueber die Tagung der Arbeitsgemeinschaft fuer Sportpsychologie (asp) vom 08. bis 10. Mai 1997 in Jena
Veröffentlicht:Köln: bps-Verl. (Verlag), 1998, 1998. S. 123-126, Lit., Lit.
Format: Literatur (SPOLIT)
Publikationstyp: Sammelwerksbeitrag
Medienart: Gedruckte Ressource
Sprache:Deutsch
ISBN:3922386598
Schlagworte:
Online Zugang:
Erfassungsnummer:PU199810304461
Quelle:BISp

Abstract des Autors

Zur Vermeidung von Ueberbeanspruchung und zur Leistungsoptimierung sind Erholungs- und Restitutionsprozesse unerlaesslich. Waehrend leistungsvermindernde Aspekte des Stressgeschehens elaboriert untersucht wurden, fand der Ansatz zur Leistungsoptimierung im Sinne der Erholungsforschung vergleichsweise wenig Beachtung. Publikationen aus der Arbeitspsychologie und Sportphysiologie definieren Erholung als Wiederherstellung von Leistungsvoraussetzungen. KALLUS (1995) beschreibt die vielschichtigen Prozesse und stellt erstmals Kennzeichen einer psychophysiologischen Gesamtkonzeption von Erholung vor. Die Bestimmungsmerkmale zeigen, dass es nicht genuegt, nur von einer Ermuedungsbeseitigung oder der Wiedereinlenkung des Systems zu sprechen. Erst die differenzierte und laengsschnittliche Betrachtung wird dem komplexen individuellen Vorgang der Erholung gerecht. Im Bereich von Arbeitsprozessen wie auch fuer den Sport kann als gesichert angesehen werden, dass die Art der Belastung und die Art der Erholung in Abhaengigkeit von der jeweiligen Aktivitaet miteinander interagieren. Fuer das muskulaere und das kardiovaskulaere System lassen sich durch geeignete zeitliche Verteilung von Beanspruchung und Restitution statt einer Ermuedung und Ueberbeanspruchung ein Leistungszuwachs im Sinne eines Trainingseffekts erreichen. Eine geplante, leistungsoptimierende Trainingssteuerung integriert systematische Erholungszeiten und/oder Trainingsphasen mit geringerer Intensitaet. Auf physischer Ebene ist die Interaktion zwischen koerperlicher Belastung und Erholung offensichtlich. Aehnliche Wechselwirkungen gelten auch fuer den 'normalen' Alltag. Gerade belastende und erholsame Aktivitaeten koennen sich auf die Wettkampfleistung eines Athleten auswirken. Als allgemeine, per se definierte Erholungszeiten gelten z.B. Feierabend, Wochenende oder Ferien. Bei amerikanischen College-Athleten reduziert sich die Freizeit waehrend der Saison auf die ausserhalb der Universitaet zugebrachten Ferien, denn die 'normalen' Erholungszeiten sind in der Regel mit Trainingseinheiten belegt. Es entsteht damit eine Doppelbelastung, die bei unzureichender Erholung in Uebertraining oder Burnout resultieren kann. Demgegenueber wuerden sich Ferien als Erholungszeiten in einer Verbesserung der Erholungs-Beanspruchungsbilanz niederschlagen. Die Betrachtung von Belastungs- und Erholungsvorgaengen erfordert Laengsschnittuntersuchungen zur Prognostik und Diagnostik, da sie eine Beobachtung von Gruppen- und Individualveraenderung ueber die Zeit hinweg erlauben. Auf diese Weise war bei den Schwimmerinnen eine Verbesserung der Erholungs-Beanspruchungsbilanz nach den 'Thanksgiving Ferien' festzustellen. Fuer viele Athleten bedeuten Ferien die Moeglichkeit zur Entspannung, Familie und Freunde zu treffen oder sich zu vergnuegen. Hingegen kann das Ereignis Ferien bei anderen Sportlern beispielsweise durch Anreise, Streitigkeiten oder das Fehlen eines eigenen Zimmers zu einer Beanspruchungserhoehung fuehren. Zur detaillierten Analyse ist die individuelle Interpretation des EBF-Sport sinnvoll, der den Betreuern ein genaues Bild von Beanspruchungszustand des Athleten vermittelt und eine praezise Ursachenforschung erlaubt. Die Einzelfallauswertung gewinnt an Bedeutung, denn das Plazierungsmass bestaetigt den Zusammenhang zwischen der Erholungs-Beanspruchungsbilanz und der Wettkampfleistung. Schwimmerinnen mit einer Endlaufteilnahme (1.-8. Platz) wiesen niedrigere Belastungs- und hoehere Erholungswerte auf. Die Untersuchung verdeutlicht, Erholung nicht nur als unverzichtbaren Trainingsinhalt zu begreifen, sondern die Aktivitaeten im 'normalen' Alltag eines Athleten zu beruecksichtigen. Eine Erhoehung der Trainingsintensitaet fuehrt nicht unbedingt zu einer Leistungssteigerung. Vielmehr scheint die optimale Abstimmung zwischen Erholung und Belastung ein leistungsbestimmender Faktor zu sein. Verf.-Referat