Bewegungsverhalten und neuromuskulaere Aktivierung nach Kreuzbandrekonstruktion

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Bibliographische Detailangaben
Autor:Pfeifer, Klaus
Veröffentlicht:Neu-Isenburg: LinguaMed Verl.-Ges. (Verlag), 1996, 198 S., Lit.
Format: Literatur (SPOLIT)
Publikationstyp: Monografie
Medienart: Gedruckte Ressource
Sprache:Deutsch
ISBN:3928610163
Schriftenreihe:Akademische Reihe Sportmedizin
Schlagworte:
Online Zugang:
Erfassungsnummer:PU199710207522
Quelle:BISp

Abstract

Neben den Veraenderungen in alltags- oder sportnahen dynamischen Testsituationen werden fuer Patienten mit Verletzungen des vorderen Kreuzbandes haeufig langfristig bestehende Kraftdefizite beschrieben, die auf Hemmungen der Muskelaktivierung zurueckgefuehrt werden. Im Hinblick auf die Muskelkraft und die Knie- und Muskelfunktion in dynamischen Belastungssituationen ist bislang die Frage offen, welche langfristig bestehen bleibenden Defizite bei Patienten nach operativer Rekonstruktion des vorderen Kreuzbandes vorhanden sind. 39 Vpn. (33.3+/-9.66 Jahre) mit rekonstruiertem vorderen Kreuzband (Patellasehnenplastik, 13.5+/-1.97 Mon. postoperativ) und 20 Probanden einer Kontrollgruppe (29.4+/-5.2 Jahre, keine Verletzungen der unteren Extremitaeten) nahmen an der Untersuchung teil. Alle Probanden fuehrten drei Testbewegungen durch: 1) Treppabsteigen von einer 40 cm hohen Stufe (TR), 2) einbeinige Drop Jumps aus 17 cm Hoehe (DJ), 3) einbeiniges Huepfen auf der Stelle (HOPP). Von jeder Testbewegung wurden mindestens 20 Bewegungszyklen ausgefuehrt. Bei den Tests wurden die Muskelaktivitaeten von M. rectus femoris (RF), M. vastus lateralis (VL), M. vastus medialis (VM), M. biceps femoris (BF), M. gastrocnemius (GA) und M. tibialis anterior (TA) mit Hilfe der Oberflaechenelektromyographie erfasst. Zusaetzlich wurde der Kniewinkelverlauf mit einem Elektrogoniometer sowie Zeitpunkt und Dauer des Bodenkontaktes (Kontaktmatte) ermittelt. Die jeweils 20 Bewegungszyklen jedes Tests wurden einem Mittelungsverfahren unterzogen und anschliessend quantifiziert. Vor den dynamischen Tests wurden die Probanden der Versuchsgruppe unter Verwendung des Lysholm-Scores anamnestisch befragt. Zusammengefasst ergaben sich folgende Ergebnisse: - Die Probanden der Versuchsgruppe erreichten einen hohen Lysholm-Score von 89.1 und zeigten im Seitenvergleich eine als stabil zu wertende Verschieblichkeitstendenz der Tibia von 2.4 mm. - Die Probanden der Versuchsgruppe zeigten im Mittel ein Kraftdefizit von 21.29% im operierten Bein. - Nur bei drei der untersuchten Probanden kann aufgrund eines stimulationsbedingten Kraftanstiegs von mehr als 5% der Maximalkraft von Hemmungen der Muskelaktivierung gesprochen werden. - Bei den drei dynamischen Tests zeigten sich im Hinblick auf die kinematischen Parameter geringere maximale Kniewinkel, ein kleinerer Bewegungsumfang und geringere Winkelgeschwindigkeiten im operierten Bein. - Bei allen drei Testbedingungen kam es in der Versuchsgruppe zur frueheren und in der Vorinnervationsphase relativ hoeheren Aktivierung der Kniegelenkstrecker. Im operierten Bein zeigte sich in der Vorinnervationsphase eine relative hoehere Aktivitaet des VL (DJ) bzw. aller drei Kniestrecker und des GA (HOPP). - Fuer VL, VM, BF und TA des operierten Beines konnten testabhaengige Zunahmen oder Abnahmen der relativen Aktivitaet festgestellt werden. - Keiner der bei Kraftmessung oder dynamischen Tests ermittelten Parameter zeigte eine Korrelation zu dem ermittelten Lysholm-Score. Die Ergebnisse zeigen, dass noch ein Jahr postoperativ deutliche Veraenderungen der neuromuskulaeren Funktion des Kniegelenkes feststellbar sind, die mit klinischen Untersuchungen oder der Verwendung eines Funktionsscores nicht aufgedeckt werden konnten. Die feststellbaren Kraftdefizite sind offensichtlich nicht auf persistente Aktivierungshemmungen zurueckzufuehren, sondern lassen auf einen moeglicherweise mangelhaften Trainingszustand schliessen. Die Relevanz der ermittelten Veraenderungen fuer die Kniegelenkfunktion der Probanden und moegliche trainingstherapeutische Interventionsmoeglichkeiten werden auf der Basis der aktuellen vorliegenden Literatur diskutiert. Verf.-Referat (gekuerzt)