Das Elektrokardiogramm von Hochleistungs- und Freizeitsportlern und vergleichende echokardiographische Untersuchungen

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Bibliographische Detailangaben
Autor:Hausner, Annette
Veröffentlicht:Leipzig: 1992, 1992. 102 S., Lit., Lit.
Format: Literatur (SPOLIT)
Publikationstyp: Monografie
Medienart: Gedruckte Ressource
Sprache:Deutsch
Schlagworte:
Online Zugang:
Erfassungsnummer:PU199701202152
Quelle:BISp

Abstract

Die vorliegende Arbeit soll ein Beitrag zur Diskussion sportbedingter kardialer Veraenderungen bei Sportlern sein und durch Darstellung der Befunde die Abgrenzung zu zahlreichen pathologischen Erscheinungsbildern erleichtern. Bei insgesamt 1130 Herzstromkurven von Hochleistungssportlern der Sportarten Turnen, Gewichtheben, Rudern, Schwimmen, Leichtathleik-Lauf, Skilanglauf, Bahn- und Strassenradsport sowie 54 Freizeitsportlern der Sportarten Triathlon und Lauf (Mittel- und Langstrecke) im Altersbereich von 8-61 Jahren wurden elektrokardiographische Veraenderungen in Abhaengigkeit von Geschlecht, Lebensalter und Sportart analysiert. In ausgewaehlten Sportarten wurden Hypertrophiekriterien des Elektrokardiogramms zu morphometrischen Kenngroessen des Echokardiogramms und zur roentgenologisch ermittelten Herzgroesse ueberprueft. Die Haeufigkeit von funktionellen und morphologischen Veraenderungen im EKG steht in direktem Zusammenhang mit der Auspraegung des Sportherzens. Dementsprechend traten elektrokardiographische Veraenderungen, wie Sinusbradykardie, inkompletter Rechtsschenkelblock, rechts- und linksventrikulaere Hypertrophie, Extrasystolen und AV-Bloecke bei Ausdauersportlern prozentual haeufiger auf als bei den Nichtausdauersportlern. Auch bei diesen fuehren hohe Gesamttrainingsbelastungen zu den typischen Befunden des Sportler-EKGs wie Sinusbradykardie, inkompletter Rechtsschenkelblock und Hypertrophiezeichen. Mit zunehmendem Lebensalter der Sportler sind Veraenderungen im Auftreten von EKG-Befunden zu verzeichnen. Die Herzfrequenz sinkt bis in den Bradykardiebereich und ist gleichzeitig Ausdruck eines hohen Anpassungsniveaus an sportliche Belastungen. Der inkomplette Rechtsschenkelblock ist gehaeuft bei Kindern registriert. Bei sportlichem Training mit einem hohen Belastungsmass kommt es mit der deutlichen Auspraegung des Sportherzens zum erneuten Anstieg diagnostizierter inkompletter Rechtsschenkelbloecke im Hoechstleistungsalter (ab 21. Lebensjahr bei Skilanglaeufern). Geschlechtsspezifische Unterschiede bestehen in funktionellen und morphologischen EKG-Befunden. Zwischen maennlichen und weiblichen Ausdauersportlern sind bei vergleichbarer Herzfrequenz fuer die Sinusarrhythmie, inkompletten Rechtsschenkelblock, AV-Block, links- bzw. rechtsventrikulaere Hypertrophie Unterschiede festzustellen, wobei die Adaptationserscheinungen bei maennlichen Probanden ausgepraegter waren als die der weiblichen Sportler. Unwesentliche geschlechtliche Differenzen finden sich fuer Veraenderungen der T-Welle. Zunehmende Trainingsbelastungen fuehren zu einem hoeheren Niveau adaptiver Veraenderungen. Elektrokardiographische Untersuchungen bei Skisportlern ueber einen Zeitraum von 12 Jahren ergeben eine stetige Abnahme der durchschnittlichen Herzfrequenz bei gleichzeitiger Zunahme rechtsventrikulaerer Hypertrophiezeichen, AV-Bloecken und Rueckbildungsanomalien. Neben dem Lebensalter muss eine veraenderte Trainingsmethodik bei gleichzeitig steigenden Trainingsbelastungen als Ursache der immer ausgepraegteren Adaptationen am Herzen der Sportler angesehen werden. Die Untersuchungen der Freizeitsportler ergaben elektro- und echokardiographisch vergleichbare Befunde mit denen der Ausdauerleistungssportler. Sie bestaetigen damit die hohe kardiale Anpassungsfaehigkeit leistungsorientierter Freizeitsportler. Der Vergleich von EKG-Parametern zu morphologischen Kennwerten des Echokardiogramms ergab signifikant vergroesserte Masze des rechten Ventrikels bei Auftreten eines inkompletten Rechtsschenkelblockes. Keine signifikanten Unterschiede konnten fuer die rechts- bzw. linksventrikulaere Hypertrophie im EKG gefunden werden. Es zeichnet sich jedoch eine geringe Tendenz staerkerer Herzwanddicken bei Hinweis auf eine Hypertrophie des linken Ventrikels ab. Das EKG ist somit hoch spezifisch fuer Erregungsbildungs-, -ausbreitungs- und -rueckbildungsstoerungen. Mit Hilfe der Echokardiographie wird eine differenzierte Hypertrophiediagnostik moeglich. Die Untersuchungen machen deutlich, dass durch die meist vorherrschende Vagotonie bei Sportlern praemorbide Zustaende vorgetaeuscht werden koennen. Verf.-Referat (Standort: DSHS Koeln)