Bewegungstherapie in der Psychiatrie: eine vergleichende Verlaufsstudie an 70 Patienten

Gespeichert in:
Bibliographische Detailangaben
Autor:Weber, Cora
Veröffentlicht:Marburg: 1994, 1994. 242 S., Lit., Lit.
Format: Literatur (SPOLIT)
Publikationstyp: Monografie
Medienart: Gedruckte Ressource
Sprache:Deutsch
Schlagworte:
Online Zugang:
Erfassungsnummer:PU199603106703
Quelle:BISp

Abstract des Autors

70 stationaere Patienten der Psychiatrischen Universitaetsklinik Marburg werden mit standardisierten Testinstrumenten zu allgemeinem Befinden und Koerpererleben untersucht. Die Grundannahme ist, dass sich die Patienten, die an der stationaeren Bewegungstherapie teilnehmen, von denen, die nicht teilnehmen, unterscheiden. Die Hypothesen lauten folgendermassen: Die Unterschiede betreffen mehr die zustandsabhaengigen als die persoenlichkeitsabhaengigen Variablen. In den allgemeinen Befindungsaspekten zeigen sich die deutlichsten Unterschiede. Die Patienten, die mind. fuenf Mal innerhalb des Untersuchungszeitraums an der Bewegungstherapie teilnehmen, werden als Bewegungstherapie-Teilnehmer bezeichnet, die anderen als Nicht-Teilnehmer. Die Patienten verteilen sich relativ gleichmaessig auf diese beiden Gruppen. Zwei Drittel sind Frauen, ein Drittel Maenner. Das Durchschnittsalter betraegt 42 Jahre. Die Hauptdiagnosegruppen sind phasische Depression (53%) und neurotische Stoerungen (39%); unter letzteren werden im wesentlichen neurotische, Belastungs- und Anpassungsstoerungen subsummiert. Zunaechst steht der Vergleich der beiden Hauptuntersuchungsgruppen - Bewegungstherapie-Teilnehmer und Nicht-Teilnehmer - im Vordergrund: Nur die Bewegungstherapie-Teilnehmer zeigen eine deutliche Verbesserung ihrer allgemeinen Befindlichkeit im Untersuchungszeitraum. Analog ist das Ergebnis hinsichtlich der Klagen ueber allgemeine und koerperliche Beschwerden: Auch hier verzeichnen nur die Teilnehmer eine Abnahme solcher Beschwerden im untersuchten Zeitraum. Bei den Einstellungen zum eigenen Koerper nehmen nur bei den Bewegungstherapie-Teilnehmern koerperbezogene Unsicherheit und Missempfinden im Therapieverlauf ab. Eine Verbesserung der Beurteilung der eigenen Attraktivitaet und des Selbstvertrauens ist hingegen bei allen Patienten zu beobachten. Der dritte Aspekt der Einstellungen zum eigenen Koerper, die Akzentuierung des Koerpers und Sensibilitaet, veraendert sich im untersuchten Zeitraum in beiden Gruppen nicht. Die koerperbezogenen Kontrollueberzeugungen bleiben im Verlauf der Untersuchung bis auf eine Ausnahme in beiden Gruppen konstant. Hinsichtlich des Beeintraechtigungsschweregrades verzeichnen alle Patienten deutliche Verbesserungen im untersuchten Therapiezeitraum. Die Teilnehmer erweisen sich jedoch insgesamt als die weniger beeintraechtigten Patienten. Als Hauptergebnis sind die positiven Therapieverlaeufe der Bewegungstherapie-Teilnehmer herauszuheben. Die eingangs formulierten Hypothesen werden weitgend bestaetigt. Die Veraenderungen betreffen mehr die zustandsabhaengigen als die koerperspezifischen persoenlichkeitsabhaengigen Variablen. Gleichzeitig sind die Ergebnisse kritisch zu eroertern; sie koennen nicht im Sinne monofaktorieller Erklaerungsansaetze interpretiert werden. Die gezeigten Befunde legen vielmehr die Annahme einer Vorauswahl der Patienten nahe: Diejenigen mit der geringeren Beeintraechtigung scheinen an der Bewegungstherapie teilzunehmen und gleichzeitig im Verlauf einer vierwoechigen Therapie die besseren Therapieverlaeufe aufzuweisen. Verf.-Referat