Zeitverwendung und Lebensstile. Empirische Analysen zu Freizeitverhalten, expressiver Ungleichheit und Lebensqualitaet in Westdeutschland

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Bibliographische Detailangaben
Autor:Luedtke, Hartmut
Veröffentlicht:Marburg: 1995, 194 S., Lit.
Format: Literatur (SPOLIT)
Publikationstyp: Monografie
Medienart: Gedruckte Ressource
Sprache:Deutsch
ISBN:3818501742
Schlagworte:
Online Zugang:
Erfassungsnummer:PU199603106152
Quelle:BISp

Abstract des Autors

In diesem Bericht ueber eine mehrebenartig und in Quer- wie Laengsschniten angelegte Studie werden Sozialstrukturanalyse, Zeitverwendungs-, Freizeit- und Modernisierungsforschung auf der Mikroebene systematisch verknuepft. Der erste Teil ist einer Theorie der Lebensstile gewidmet. Sie werden als Muster der Lebensfuehrung mit Funktionen der Routinebildung, des Identitaetsvehikels und der sozialen Distinktion bestimmt. Sie beruhen auf unterschiedlichen Strategien der Lebensfuehrung, nach denen Akteure Verhalten, soziooekonomische Lage und Mentalitaet in ein dynamisches Gleichgewicht zu bringen versuchen. Sie werden weiter als Kontexte der Interessenbildung modelliert und dabei ihr Verhaeltnis zu sozialen Lagen und Subkulturen expliziert. Im empirischen Teil werden Umfragedaten aus zwei Erhebungsjahren sekundaer-analytisch sowie neue erhobene Zeitbudget- und Umfragedaten ausgewertet. Auf dieser Grundlage erfolgt die Klassifikation von je 12 Lebensstilen aus drei Jahren, die eine Operationalisierung des theoretischen Konzepts darstellen und hinsichtlich ihrer differentiellen Entstehung sowie als Explanana der Interessenartikulation untersucht werden. Ausserdem werden der Zusammenhang von Lebensstilen und Zeitverwendungsmustern geprueft und ein 2-Stufen-Panelvergleich der Zeitverwendung unternommen. Schliesslich erlaubt der Vergleich der Zeitbudgetdaten von 1988 mit denen der internationalen Zeitbudgetstudie von 1966 eine Abschaetzung sozialen Wandels auf der Mikroebene der Zeitverwendung. Er wird ergaenzt durch einen Langsschnittvergleich der Abhaengigkeit verschiedener Freizeitmsuter von soziodemographischen Merkmalen im Verlauf von 36 Jahren. Die Daten bestaetigen ua.a. theoretische Annahmen ueber juengere Pluralisierungstendenzen der Lebensfuehrung und der geringer gewordenen Abhaendigkeit der Lebensstile von Merkmalen der sozialen Lage, relativieren aber auch naive Vorstellungen von Individualisierung als "Entgesellschaftlichung". Sie belegen eine deutliche Abhaengigkeit der tagesbezogenen Zeitverwendungsmuster von den Lebensstilen, zeigen Konstanz bzw. Variabilitaet von Tageslaeufen sowie des Geschlechterverhaeltnisses im Kurz- wie Langfristvergleich und im Hinblick auf verschiedene Facetten des Alltagsverhaltens auf. Sie verweisen auf deutliche Tendenzen zu wachsenden Obligationen und zur Instrumentalisierung des Zuwachses an arbeitsfreier Zeit, die Vorstellungen von einer linearen Expansion der "Erlebnisgesellschaft" infragestellen. Verf.-Referat