Sozialpsychologische Faktoren in der Talententwicklung im Sport: Eine explorative Untersuchung zu emotionaler Verbundenheit, zwischenmenschlichen Konflikten und sozialer Unterstützung am Beispiel von Fußball-Leistungszentren (Projekt TOR)

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Bibliographische Detailangaben
Englischer übersetzter Titel:TOR - Talent development from an Organizational and Relational perspective
Leiter des Projekts:Wachsmuth, Svenja (Universität Tübingen / Institut für Sportwissenschaft / Arbeitsbereich II / Sportpsychologie und Methodenlehre , svenja.wachsmuth at uni-tuebingen.de); Wolf, Svenja Anna (Florida State University / Department of Educational Psychology & Learning Systems)
Mitarbeiter:Gierens, Fee Carolin (Universität Tübingen / Institut für Sportwissenschaft / Arbeitsbereich II / Sportpsychologie und Methodenlehre ); Höner, Oliver (Universität Tübingen / Institut für Sportwissenschaft / Arbeitsbereich II / Sportpsychologie und Methodenlehre ); Hermann, Hans-Dieter (Universität Tübingen / Institut für Sportwissenschaft / Arbeitsbereich II / Sportpsychologie und Methodenlehre )
Forschungseinrichtung:Universität Tübingen / Institut für Sportwissenschaft / Arbeitsbereich II / Sportpsychologie und Methodenlehre ; Florida State University / Department of Educational Psychology & Learning Systems
Finanzierung:Deutschland / Bundesministerium für Bildung und Forschung ; Baden-Württemberg / Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst ; Universität Tübingen
Kooperationspartner:Deutscher Fußball-Bund
Format: Projekt (SPOFOR)
Sprache:Deutsch
Projektlaufzeit:08/2020 - 02/2022
Schlagworte:
Online Zugang:
Erfassungsnummer:PR020210200066
Quelle:Jahreserhebung

Ziel

Ziel des Forschungsvorhabens ist es, sportliche Talentumfelder als ganzheitliche Systeme zu betrachten und zu untersuchen, inwiefern systemimmanente zwischenmenschliche Prozesse mit der Leistung, Bindung und Gesundheit jugendlicher Athleten in Zusammenhang stehen (Henriksen & Stambulova, 2017). Hierfür wurden die Leistungszentren (LZ) professioneller Fußballvereine als Beispiel gewählt, da deren international etablierten Strukturen nicht nur einen weitreichenden Erkenntnisgewinn für den Fußball, sondern auch für Talentumfelder in anderen sportlichen (z. B. Nachwuchsakademien, Olympiastützpunkte) Bereichen versprechen. Am LZ, wie auch in anderen Institutionen der Begabtenförderung, ist davon auszugehen, dass die verschiedenen Organisationsebenen (z. B. Mannschaft, Trainer, Leitung) die Entwicklung der Sportler entscheidend beeinflussen (Larsen, Alfermann, Henriksen, & Christensen, 2013; Mills, Butt, Maynard, & Harwood, 2014a/b). Diesbezüglich bietet der systemische Untersuchungsansatz den Vorteil, die real existierenden Interaktionen der verschiedenen Mitglieder des Talentumfeldes zu erfassen und mögliche Ansatzpunkte zur Optimierung zu identifizieren. Als Indikatoren der Beziehungsqualität innerhalb des Talentsystems wurden für diese Studie die Konstrukte emotionale Verbundenheit, zwischenmenschliche Konflikte und soziale Unterstützung gewählt. Aus wissenschaftlicher Perspektive bieten diese die Möglichkeit bestehende Forschung auf individueller, dyadischer und gruppenbezogener Ebene zu integrieren und somit die praktische Realität eines LZs möglichst umfassend abzubilden. Folgende Fragestellungen sollen im Rahmen des Projektes untersucht werden:
1. Wie manifestieren sich emotionale Verbundenheit, zwischenmenschliche Konflikte und soziale Unterstützung innerhalb der Organisationsebenen und über diese Ebenen hinweg?
2. In welchem Zusammenhang stehen die drei Konstrukte zueinander?
3. Inwiefern beeinflussen diese Konstrukte sportliche Leistung, Bindung und Gesundheit?
4. Unter welchen Bedingungen wirken sich diese Konstrukte förderlich bzw. hinderlich auf die definierten Zielvariablen aus?

Planung

Die Durchführung des Projektes erstreckt sich mit Förderungsbeginn voraussichtlich über 18 Monate.
Zur Durchführung der empirischen Untersuchung wurde ein sequentielles Mixed-Methods Design (QUAL - QUANT - QUAL; Kuckartz, 2014) gewählt, welches sich besonders für explorative, theoriengenerierende Studien eignet.
Insgesamt sollen mindestens 8 lizensierte LZ deutscher Fußballvereine für die Studie rekrutiert werden, von welchen jeweils drei Jahrgangsmannschaften (U13, U15, U19), deren hauptverantwortliche Trainer sowie die Leitung des LZ an Studie teilnehmen. Das Projekt besteht aus den folgenden drei Phasen:
1. Interviewstudie mit Trainern und Leitern
2. Fragebogenerhebung mit Trainern, Leitern und allen Spielern der U13, U15 und U19
3. Fokusgruppen mit ausgewählten Spielern der U13, U15 und U19
Ziel ist es, die Ergebnisse aller Untersuchungsstränge in einer Mixed-Method Grounded Theory (Johnson, McGowan, & Turner, 2010) zu einer übergreifenden Metatheorie zusammenzuführen.

Ergebnisse

Antworten auf diese Fragen eröffnen neue Interventionsmöglichkeiten zur Talentförderung, denn Organisationsmerkmale und Teamfaktoren sind oft leichter zu verändern als individuelle Eigenschaften der Person (Eys, Bruner, & Martin, 2019). Ansätze auf übergeordneten Ebenen (z. B. Trainer, Leitung) versprechen außerdem eine höhere Interventionseffizienz, da sie zahlreiche Individuen zugleich betreffen. Zudem weisen erste Studien (z. B. Feddersen, Morris, Littlewood, & Richardson, 2019; Wachsmuth, Jowett, & Harwood, 2018b) sowie Beispiele der Sportpraxis (Grey-Thompson, 2017) auf eine schnelle systeminterne Ausweitung dysfunktionaler zwischenmenschlicher Prozesse hin, welche die Gesundheit und Entwicklung junger Talente gefährden. Sollte sich dies auch in den Ergebnissen des Projektes zeigen, können explizite Präventionsmaßnahmen formuliert und dadurch ein entscheidender ethischer Beitrag zur Gestaltung von Talententwicklungsumfeldern geleistet werden.

Zusammenfassung

In this project, we approach the development of German youth footballplayers from a holistic, environmental perspective. Specifically, we investigate the organizational setting of German football academies focusing on such interpersonal processes as emotional linkage, interpersonal relationships, and social support, as well as their their consequences for players', coaches', and managers' performance, commitment, and health.