Individuelles Schlafmanagement im Nachwuchsleistungs- und Spitzensport

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Bibliographische Detailangaben
Leiter des Projekts:Jakowski, Sarah (Universität Bochum / Fakultät für Sportwissenschaft / Arbeitsbereich Sportpsychologie, Tel.: 32-25983, sarah.jakowski at rub.de)
Forschungseinrichtung:Universität Bochum / Fakultät für Sportwissenschaft / Arbeitsbereich Sportpsychologie
Finanzierung:Bundesinstitut für Sportwissenschaft (Aktenzeichen: 071002/21-23)
Kooperationspartner:Deutscher Schützenbund ; Deutscher Eishockey-Bund ; Schwimmverband Nordrhein-Westfalen
Format: Projekt (SPOFOR)
Sprache:Deutsch
Projektlaufzeit:06/2021 - 09/2023
Schlagworte:
Erfassungsnummer:PR020210200015
Quelle:profi - Projektinformationssystem

Ziel

Basierend auf dem internationalen Forschungsstand und Gesprächen mit der Sportpraxis (Eishockey, Schießen, Schwimmen), ist das Schlafverhalten sowie die Wechselbeziehung zwischen Training und Schlaf deutscher Sportler*innen vertiefend zu untersuchen.
Im REGman-Projekt wurde mit der Validierung des übersetzten Athlete Sleep Behavior Questionnaire (Driller et al., 2018) begonnen. Die psychometrischen Gütekriterien des Fragebogens zum Schlafverhalten von Sportlern (FSVS) sowie die Praktikabilität im deutschen Leistungssport sind bei einer neuen Stichprobe final zu untersuchen. Geplant ist eine Befragung bzgl. Schlafgewohnheiten und Kenntnisse förderlicher bzw. beeinträchtigender Verhaltensweisen und Einstellungen sowie zu typischen Einflussfaktoren (Modul 1A). Dies kann einen Hinweis auf den generellen Interventionsbedarf im deutschen Leistungssport geben. Hierbei sind sportartspezifische sowie übergreifende Einflussfaktoren zu identifizieren, um praktische Ableitungen und Empfehlungen treffen zu können. Ferner soll die Praktikabilität des FSVS als Diagnostik- und Beratungstool im Rahmen von wiederholten Screenings und einer individuellen Intervention zur Schlafoptimierung weiter untersucht werden (Modul 1B).
Trotz der Forschungsbefunde zu negativen Effekten von Schlafmangel existieren weiterhin nicht ausreichend Kenntnisse über die ideale Schlaflänge, um die Trainingseffekte zu maximieren. Zudem ist unklar, welche Vorteile ein biphasisches Schlafmuster (verkürzter Nachtschlaf + Mittagsschlaf) gegenüber dem monophasischen Schlafmuster für die Leistung hat und welche Rolle die Schlafarchitektur dabei spielt. Da für den Schießsport das motorische Lernen und die kognitiven Verarbeitungsprozesse im Schlaf eine besondere Rolle spielen, soll der Zusammenhang zwischen den Schlafparametern bzw. Schlafstadien während einer lernintensiven Trainingsphase und sportlicher Leistung untersucht werden (Modul 2).

Planung

Modul 1A (~6 Monate): Sportler*innen der Kooperationspartner (Bundeskader Schützen, Frauen-Nationalmannschaft Eishockey, Landeskader Schwimmen NRW) nehmen an der Befragung teil. Daten aus vorherigen Erhebungen werden genutzt, um möglichst repräsentative Aussagen zu treffen. Zusätzlich zum FSVS werden standardisierte Fragebögen zur Schlafqualität, Tagesschläfrigkeit, schlafbezogenen Einstellungen und Selbstregulation erhoben. Modul 1B (~18 Monate): Mit Eishockey (7x) und Schwimmen (6x) ist ein wiederholtes Screening geplant. Auftakt ist eine Informationsveranstaltung, um das Konzept des individuellen Schlafmanagement-Programms (ISMP) vorzustellen und Grundlagen des Schlafes zu vermitteln. Mit interessierten Sportler*innen werden Rückmeldungstermine vereinbart und Interventionspläne erstellt. Weitere Teilnehmende werden bei den Folgeterminen rekrutiert, um das ISMP sukzessive durchzuführen (Wartelisten-Kontrollgruppe). Das ISMP beginnt mit 2-wöchigem Schlafmonitoring (Schlafprotokoll, Aktigraphie, portable Polysomnographie). Individuelle Maßnahmen werden mit Fokus auf Schlafedukation und Schlafhygiene abgeleitet. Mittels Prä-Post-Vergleichen und intra-individuellen Längsschnittanalysen der Schlafparameter wird der Effekt des ISMP analysiert. Folgende Screenings dienen als Follow-Up, mit nicht teilnehmenden Sportler*innen als Kontrollgruppe. Modul 2 (~3 Monate): Bei einem Lehrgang (7-10 Tage) werden Schlafstadien und -parameter von Schütz*innen erhoben, denen ein monophasisches (mind. 7,5h/Nacht) oder ein biphasisches Schlafmuster (< 7h/Nacht + ~1,5-3h) vorgegeben wird. Sportspezifische Leistungsparameter werden täglich analysiert. Die Gruppen werden bzgl. der Variabilität der Schlafstadien/-parameter und des Lerneffekts verglichen.

Ergebnisse

Die Erfassung des Status Quo bei Sportler*innen verschiedener Sportarten ermöglicht die Ableitung allgemeiner Aussagen und Implikationen innerhalb der spezifischen Anforderungsprofile jener Sportarten. Die Anwendung des standardisierten Diagnostikinventars sowie die systematische Analyse und Evaluation des individuellen Schlafmanagements dienen dem Erkenntnisgewinn auf allgemeiner Ebene, um ein wissenschaftlich basiertes Schlafmanagement-Programm zu entwickeln. Geplant ist eine didaktisch und medial aufbereitete Handreichung, die allen Aktiven und Betreuenden im Leistungs- bzw. Spitzensport zur Verfügung gestellt wird (z.B. als Pod-/Vodcast). Mit der Evaluation des FSVS wird ein Beratungstool entwickelt, welches einen großen Beitrag zur Unterstützung der sportwissenschaftlichen Betreuung leisten kann
Ferner lassen sich Folgeprojekte (Transfer- oder Service-Projekt) anschließen, in denen die bewährten Inhalte des entwickelten Programms in bestimmten Maßnahmen der teilnehmenden Verbände, wie Trainingslager und Lehrgänge, integriert werden. Auch sind Interventionsprogramme im Workshopformat denkbar. Die Ergebnisse beider Module können zudem in die Aus- und Fortbildung von Trainer*innen einfließen, um deren Multiplikatorfunktion zu nutzen und einen nachhaltigen Wissenstransfer in der Breite zu erzielen. Des Weiteren sind in Folgeanträgen die Anforderungsprofile weiterer Teamsportarten sowie koordinativ-kompositorischer Sportarten mittels der im Projekt entwickelten Methodik zu untersuchen.