Crosstalk von motorischen zu kognitiven Prozessen in hierarchisch organisiertem Verhalten

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Bibliographische Detailangaben
Englischer übersetzter Titel:Unraveling crosstalk from lower-level motor coordination to higher-levels in the cognitive-behavioral hierarchy
Leiter des Projekts:Cañal-Bruland, Rouwen (Universität Jena / Institut für Sportwissenschaft); Herbort, Oliver (Universität Würzburg / Institut für Psychologie / Lehrstuhl für Psychologie III)
Mitarbeiter:Grießbach, Eric (Universität Jena / Institut für Sportwissenschaft); Incagli, Francesca (Universität Würzburg / Institut für Psychologie / Lehrstuhl für Psychologie III)
Forschungseinrichtung:Universität Jena / Institut für Sportwissenschaft; Universität Würzburg / Institut für Psychologie / Lehrstuhl für Psychologie III
Finanzierung:Deutsche Forschungsgemeinschaft
Format: Projekt (SPOFOR)
Sprache:Deutsch
Projektlaufzeit:10/2018 - 09/2021
Schlagworte:
Erfassungsnummer:PR020200200048
Quelle:DFG - Datenbank GEPRIS

Zusammenfassung

Menschen führen täglich zahlreiche komplexe Aufgaben aus (z.B. Autofahren, Fußball spielen). Man nimmt an, dass diese Aufgaben hierarchisch organisiert sind. Das heißt, auf höheren Entscheidungsebenen werden übergeordnete Ziele festgelegt (z.B. welchen Weg man mit dem Auto nehmen will), die dann durch Prozesse auf untergeordneten Ebenen umgesetzt werden (Bewegungen des Lenkrades, um das Auto zu steuern). In derartigen Aufgaben müssen die Entscheidungen auf höheren Ebenen oftmals getroffen werden, während gleichzeitig motorische Kontrollprozesse auf niedrigeren Ebenen ablaufen, ein Charakteristikum des sog. Multitaskings. Bisherige kognitive Modelle von hierarchisch organisiertem Verhalten gehen zumeist von der unabhängigen Informationsverarbeitung auf unterschiedlichen Ebenen der Hierarchie aus. Die Forschung im Bereich Multitasking und Embodiment sowie ideomotorische Ansätze legen aber nahe, dass die Verarbeitung von Informationen auf niedrigeren Ebenen Entscheidungen auf höheren Ebenen beeinflussen (Crosstalk). Crosstalk im Kontext von hierarchisch organisierten Prozessen wurde bisher jedoch wenig untersucht, weil Multitasking-Forschung zumeist die Koordination unabhängiger Aufgaben im Blick hat und Modelle von hierarchisch organisiertem Verhalten mögliche Crosstalk-Effekte kaum thematisieren.Das Ziel des beantragten Projektes ist es daher, die folgende Frage zu untersuchen: Wie werden Entscheidungen auf einer höheren, kognitiven Ebene von den motorischen Prozessen beeinflusst, die nötig sind, um diese (kognitiven) Entscheidungen umzusetzen? Wir integrieren bewegungswissenschaftliche und kognitionspsychologische Ansätze, um drei mögliche Arten des Crosstalks von niedrigeren auf höhere Ebenen in der Verhaltenshierarchie zu untersuchen. Dazu werden zwei sich ergänzende Paradigmen genutzt: eine Lauf-Aufgabe und eine Tracking-Aufgabe. Bei der Lauf-Aufgabe wird Crosstalk in einer ökologisch validen, komplexen Situation untersucht. Die einfachere, computerbasierte Trackingaufgabe erlaubt eine genauere experimentelle Dissoziation verschiedener Einflussfaktoren auf die erwarteten Crosstalk-Effekte. Erst die Kombination beider Aufgaben ermöglicht abschließend eine Bewertung der Generalisierbarkeit der Crosstalk-Effekte über verschiedene Aufgaben hinweg.
Zusammengefasst wollen wir Paradigmen und Expertise aus den Bewegungswissenschaften und der kognitiven Psychologie verbinden, um Crosstalk-Effekte zwischen simultan ablaufenden Kontrollprozesses auf verschiedenen Ebenen der Verhaltenshierarchie zu untersuchen. Die erwarteten Ergebnisse sind praxisrelevant und helfen die Ausführung verschiedenster, alltäglicher Aufgaben zu verstehen.
(DFG-Projektnummer 406534099)

Zusammenfassung

Complex commonplace tasks, such as driving a car or playing soccer, are thought to be organized hierarchically. Hierachical organisation refers to the idea that overarching higher-level decisions (e.g. deciding which route to take with the car) govern the functioning of processes coordinated at lower levels of the hierarchy (e.g. steering the car). Notably, decisions on higher-levels of the behavioral hierarchy often have to be made while simultaneously coordinating lower-level motor processes, dubbed as multitasking. Whereas cognitive models of the hierarchical control of behavior assume that processing at different levels of the hierarchy is more or less independent, research on multitasking, embodiment, and ideomotor theory suggests that not only do higher-level decisions determine lower-level processing but that crosstalk stemming from lower-level processing also affects higher-level decision making. However, this type of crosstalk is under-researched as the literature on multitasking predominantly focusses on the coordination of independent rather than hierarchically nested tasks and because models on hierarchically organized behavior typically assume independence of the involved processes.Therefore, the aim of the proposed project is to scrutinize to what degree higher-level (cognitive) decisions are affected by the ongoing coordination of lower-level (motor) actions that are necessary to implement the higher-level decisions. To this end, we follow and combine movement scientific and psychological approaches and paradigms to examine and identify the impact of three potential different crosstalk pathways from lower to higher levels of the hierarchy. Two tasks – a real-life walking task and a computer-based tracking task – will be employed that complement each other within the proposed project. Whereas the walking task enables us to examine crosstalk in a complex, ecologically valid situations, the computerized simpler tracking tasks allows for more fine-grained scrutiny of the phenomenon. Importantly, establishing and utilizing these two paradigms in conjunction is mandatory to finally address questions concerning transfer of crosstalk across different tasks, thereby allowing to speak to issues regarding the generalizability of the studied crosstalk phenomena.In summary, bringing together expertise and paradigms from movement science and cognitive psychology, this project allows to generate knowledge about human multitasking and crosstalk from lower-level coordination to higher-levels in the cognitive-behavioral hierarchy that is both practically relevant to and applicable in a multitude of daily human behaviors.
(DFG-Project number 406534099)