Wissenschaftlicher Umgang mit kleinen Stichproben bis hin zu Single-Subject-Designs

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Bibliographische Detailangaben
Leiter des Projekts:Hecksteden, Anne (Universität Saarbrücken / Institut für Sport- und Präventivmedizin, Tel.: 0681 302-70400, a.hecksteden at mx.uni-saarland.de)
Forschungseinrichtung:Universität Saarbrücken / Institut für Sport- und Präventivmedizin
Finanzierung:Bundesinstitut für Sportwissenschaft (Aktenzeichen: 080511/19-20)
Format: Projekt (SPOFOR)
Sprache:Deutsch
Projektlaufzeit:10/2019 - 12/2020
Schlagworte:
Erfassungsnummer:PR020190900083
Quelle:profi - Projektinformationssystem

Ziel

In der empirischen Forschung ist die Fallzahl bzw. die Größe der untersuchten Stichprobe von zentraler Bedeutung. Im Allgemeinen gilt dabei die Regel: Je kleiner der nachzuweisende Effekt bzw. je höher die Anforderungen an die Präzision deskriptiver Indikatoren desto größer die benötigte Fallzahl. Für den Spitzensport ergibt sich daraus ein offensichtliches Dilemma: Leistungsdichte und Optimierungsdruck lassen selbst kleine Effekte relevant werden, die mögliche Fallzahl ist dagegen unabänderlich klein. Der Umgang mit dieser Herausforderung entscheidet über die Genauigkeit und Verlässlichkeit der Ergebnisse wissenschaftlicher Studien. In anderen Gebieten mit ähnlich niedrigen Fallzahlen (z.B. seltene Erkrankungen) wurden spezielle Studiendesigns und statistische Verfahren entwickelt. Diese sollen im Rahmen der Expertise für den deutschen Spitzensport zugänglich gemacht werden. Dabei kann an Vorarbeiten der Antragsteller angeschlossen werden.

Planung

Verfahren zum wissenschaftlichen Umgang mit kleinen Fallzahlen sollen zunächst systematisiert und bewertet werden. Im Zentrum stehen dabei zwei Herangehensweisen, die das Fallzahlproblem direkt angehen. Dies sind Studiendesigns mit Mess- und / oder Interventionswiederholung (einschließlich aggregierter Einzelfallstudien) sowie die strukturierte Einbeziehung von Informationen, die an einer großen aber unspezifischen, Stichproben gewonnen wurden. Parallel dazu erfolgt die Erfassung von Strategien zur Anpassung wissenschaftlicher Methoden an die Rahmenbedingungen des deutschen Spitzensports. Auf dieser Basis werden Algorithmen zur Studienkonzeption und Durchführung erarbeitet und als adressatengerechte Entscheidungshilfen aufbereitet. Statistischer code u.ä. erleichtert wo notwendig die Umsetzung. Vor der finalen Verschriftlichung werden die Empfehlungen im Rahmen einer Tagung den im deutschen Spitzensport wissenschaftlich tätigen Personen vorgestellt und in diesem Rahmen diskutiert.

Ergebnisse

Die Expertise richtet sich in erster Linie an Fachwissenschaftler, die im deutschen Spitzen- und Nachwuchsleistungssport wissenschaftlich tätig sind. Diesen soll konkrete Unterstützung beim Umgang mit den in diesem Bereich unabänderlich kleinen Fallzahlen gegeben werden. Der bereits erwähnte Workshop zur Diskussion der Ergebnisse innerhalb der im deutschen Spitzensport wissenschaftlich tätigen Personen ist ein Brückenkopf zwischen Erstellung der Expertise und Transferkonzept. Die Veröffentlichung soll primär in deutscher Sprache erfolgen. Sinnvoll erscheint eine Kombination aus Broschüre (Print plus PDF) und Verbreitung über die Internetpräsenz des BISp (Webseite, WIZZ Netz, Social Media). Ergänzend sollen zentrale Ergebnisse im Rahmen von Workshops in die Praxis gebracht werden. Sind sowohl als eigenständige Veranstaltungen mit Beratungscharakter als auch in Form von Referaten im Rahmen bestehender Veranstaltungen denkbar. Eine englischsprachige Veröffentlichung ausgewählter Ergebnisse ist ebenfalls vorgesehen.
Über die wissenschaftlich tätigen Personen hinaus sind auch Trainer und Athleten zu berücksichtigen. Sind diese im Kontext der Spitzensportforschung doch gleichzeitig Bedarfsträger und Partner für Studiendurchführung und Ergebnisverwertung. Im Sinne einer reibungsarmen und erfolgreichen Umsetzung von Studien ist es daher wünschenswert, dass die Grundzüge der Expertise auch gezielt den im Spitzensport tätigen Trainern kommuniziert werden. Dies könnte z.B. im Rahmen von Bundestrainertagungen erfolgen.