Effekte eines bilateralen Trainings auf das individualtaktische Angriffsverhalten im Kinderhandball

Gespeichert in:
Bibliographische Detailangaben
Leiter des Projekts:König, Stefan (Pädagogische Hochschule Weingarten, Tel.: 0751 501-8378, koenig at ph-weingarten.de)
Mitarbeiter:Weyermann, Elke (Pädagogische Hochschule Weingarten, Tel.: 0751 501-8274, weyermann at ph-weingarten.de)
Kooperationspartner des Projekts:Luig, Patrick (Deutscher Handballbund)
Forschungseinrichtung:Pädagogische Hochschule Weingarten
Finanzierung:Bundesinstitut für Sportwissenschaft (Aktenzeichen: 070502/20-22)
Kooperationspartner:Deutscher Handballbund
Format: Projekt (SPOFOR)
Sprache:Deutsch
Projektlaufzeit:01/2020 - 06/2022
Schlagworte:
Erfassungsnummer:PR020190900076
Quelle:profi - Projektinformationssystem

Ziel

Beobachtungen der Ligen im Deutschen Handballbund und seiner Landesverbände zeigen, dass einseitige Wurfaktivitäten dominieren. Studien aus anderen Sportarten belegen jedoch, dass sich ein systematisches und spezifisches Training der nicht bevorzugten Seite (z.B. des nicht dominanten Fußes) positiv auf das taktische Verhalten, die Technikqualität sowie die Spielleistung insgesamt auswirken kann. Hier setzt die geplante Trainingsstudie an, welche in Kooperation mit dem Deutschen Handballbund die Effekte eines Trainings mit der nicht dominanten Hand gegenüber eines Trainings mit der dominanten Hand auf das individualtaktische Angriffsverhalten bei 9- bis 12-jährigen Handballspieler*innen untersucht. Mittels einer cluster-randomisierten Interventionsstudie mit Längsschnittcharakter werden zu fünf Messzeitpunkten im Abstand von 2 bis 3 Monaten quantitative Daten zur individualtaktischen Leistungsfähigkeit mit einer Stichprobengröße von N= 60 erhoben. Der experimentelle Zuschnitt wird durch ein Crossover-Studiendesign gewährleistet und mit einer Kontrollgruppe abgesichert. Als Datenerhebungsinstrument dienen Spieltestsituationen, die Datenauswertung erfolgt anhand von konzeptorientierten Expertenratings. Für die statistische Auswertung werden Varianzanalysen mit Messwiederholung (SPSS) sowie latente Wachstumskurvenmodelle (LGCMs) verwendet.
Das Forschungsprojekt beabsichtigt, zur Weiterentwicklung des Technik-Taktik-Trainings beizutragen, insbesondere durch eine Analyse der Potenziale bilateralen Trainings für eine Verbesserung der spezifischen handballtaktischen Kompetenzen „Spielfeld überbrücken" und „Räume erkennen und nutzen". Damit rückt das individualtaktische Verhalten im unteren Altersbereich des Nachwuchsleistungssports in den Fokus, indem Impulse für die Trainingsgestaltung und Trainingspraxis, ebenso wie für die Aus- und Weiterbildung von Trainern und Lehrpersonen generiert werden sollen.

Planung

Ursprünglicher Arbeitsplan im Projektantrag:
01/2020 – 09/2020: Trainingsprogrammentwicklung (AP1), Testbatterie erstellen (AP2), Materialerstellung (AP3), Auswahl und Schulung Expertenrater (AP4), Vorstudie (AP5), Trainingsprogramm und Testbatterie anpassen (AP6), Organisatorische Vorbereitung des Feldzugangs (AP7)
09/2020 – 07/2021: Interventionszeitraum mit 5 Messzeitpunkten (AP 8-14), Betreuung und Begleitung der Intervention
08/2021 – 06/2022: Ergebnisauswertung gesamt (AP15), Empfehlungen für die Trainingspraxis (AP16), Veröffentlichung und Dissemination (AP17), Abschlussbericht (AP18)
Ein detaillierter Arbeitsplan ist in der Vorhabenbeschreibung enthalten.
Dieser Zeitplan musste aufgrund der Corona Pandemie folgendermaßen angepasst werden:
Ursprünglicher Arbeitsplan im Projektantrag:
01/2020 – 09/2020: Trainingsprogrammentwicklung (AP1), Testbatterie erstellen (AP2), Materialerstellung (AP3), Auswahl und Schulung Expertenrater (AP4), Vorstudie (AP5), Trainingsprogramm und Testbatterie anpassen (AP6), Organisatorische Vorbereitung des Feldzugangs (AP7)
09/2020 – 07/2021: Interventionszeitraum mit 5 Messzeitpunkten (AP 8-14), Betreuung und Begleitung der Intervention
08/2021 – 06/2022: Ergebnisauswertung gesamt (AP15), Empfehlungen für die Trainingspraxis (AP16), Veröffentlichung und Dissemination (AP17), Abschlussbericht (AP18)
Ein detaillierter Arbeitsplan ist in der Vorhabenbeschreibung enthalten.

Dieser Zeitplan musste aufgrund der Corona Pandemie angepasst werden:
Nach einem fehlgeschlagenen Interventionsstart im September 2020 und der dynamischen Situation konnte erst im Juli 2021 ein Neustart realisiert werden. Der experimentelle Zuschnitt konnte aus zeitlichen Gründen nicht wie geplant durch ein Crossover-Studiendesign gewährleistet werden. Das aktualisierte Studiendesign entspricht einer cluster randomisierten kontrollierten Studie bestehend aus 2 Experimentalgruppen und einer Kontrollgruppe. Während die Experimentalgruppe 1 das vorgegebene Trainingsprogramm mit der nicht-dominanten Seite umsetzte, realisierte dies Experimentalgruppe 2 mit der dominanten Seite. Eine Kontrollgruppe trainierte regulär ohne jegliche Vorgaben und bilaterale Trainingsinhalte. Zusätzlich wurde durch eine vorausgehende Phase ohne Intervention und eine Retentionsphase ohne Intervention das Ergebnis abgesichert, sodass insgesamt 4 Messzeitpunkte realisiert wurden.

Zusätzlich wurde parallel ein qualitativ angelegter Studienstrang umgesetzt. Mit Hilfe von leitfadengestützten Interviews wurde Expertenwissen zum Technik-Taktiktraining und bilateralen Training im Kinderhandball aus verschiedenen Perspektiven generiert und eine Theorie (kleiner Reichweite) der Lehrmeinung zum bilateralen Training in Sportspielen im Generellen sowie im Kinderhandball im Speziellen entwickelt. Dieser qualitative Studienstrang ergänzt den experimentellen Studienstrang, sodass sich ein paralleles Mixed-Methods-Desgin (QUAL + QUAN) ergibt.

Ergebnisse

Die Studienergebnisse des bilateralen Trainingsprogramms und dessen Integration in den Trainingsalltag garantieren folgende Wirkungen: Verbesserung der Trainingsqualität und -wirksamkeit im Nachwuchsleistungssport, Steigerung der spezifischen Sportspielleistung der Nachwuchsspieler*innen, Erhöhung der Trainerprofessionalität, Multiplikation der Erkenntnisse in der Trainerausbildung. Hierzu sollen Publikationen in Fachzeitschriften (Handballtraining, Handballtraining Junior, SportPraxis, Leistungssport etc.) sowie Präsentationen der Ergebnisse des Forschungsprojekts auf national und international einschlägigen Tagungen beitragen. Dies würde mit dem Sportspielsymposium der dvs 2022 beginnen. Anschließend sind Kurzvorträge auf verschiedenen DVS-Sektionstagungen (Trainingswissenschaft, Sportmotorik) und wissenschaftlichen Kongressen der Spitzenverbände geplant. Darüber hinaus sind Trainerausbildungskonzepte und regionale Fortbildungsangebote für Trainer*innen, Lehrer*innen und Sportwissenschaftler*innen in Form von Workshops, Seminaren und Lehrgängen vorgesehen. Angedacht ist hierfür eine Kooperation mit dem DHB und der ARGE Handball Baden-Württemberg sowie mit verschiedenen anderen Weiterbildungseinrichtungen. Außerdem werden die Ergebnisse auf der Homepage der PH Weingarten sowie ggf. des DHB bereitgestellt. Im Rahmen des Evaluationsprojekts soll eine Broschüre entstehen, die das Trainingskonzept beinhaltet. Diese Broschüre wird über die PH verteilt.
Nach erfolgreichem Abschluss des Forschungsprojektes soll es in Kooperation mit dem Deutschen Handball-Bund, dem Handballverband Württemberg sowie der Abteilung für Mediendidaktik der PH Weingarten mit folgenden Arbeitsschwerpunkten fortgeführt werden: Einbau der Thematik „Bilaterales Training" in die C- und B-Trainer-Aus- bzw. Fortbildung, Erstellen von Lehrmaterialien, vor allem auch für die Onlinemedien (z.B. Datenbanken) der Verbände, Entwicklung praxisrelevanter Trainings-Apps für Spieler- und Vereinstrainer.

(Zwischen)Ergebnisse

Auf der Basis der Vorstudie konnten die drei erarbeiteten Spieltestsituationen (STS1: „Spielfeld überbrücken“, STS2: „Räume erkennen und nutzen“ und STS3: „Ziel ansteuern“) zur Erfassung der individualtaktischen Handlungskompetenz finalisiert werden. Die entsprechende Ratingskala für das Expertenrating wurde ebenfalls getestet und optimiert, sodass die Kriterien der 9 Merkmalsausprägungen (von „in der Regel situationsangemessene und flexible Lösungen“ (8 Punkte) zu „mehrheitlich situationsunangemessene und stereotype Lösungen“ (0 Punkte)) exakt definiert sind.