Evaluation eines neuromuskulären Stabilisationstrainings zur Reduzierung der Kopfbeschleunigung bei antizipierten und nicht-antizipierten Krafteinwirkungen auf den Kopf in den Sportspielen

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Bibliographische Detailangaben
Englischer übersetzter Titel:Evaluation of a neuromuscular exercise intervention to decrease head accelerations following (un-)anticipated (in-)direct impacts in sports games
Leiter des Projekts:Zentgraf, Karen (Universität Frankfurt am Main / Institut für Sportwissenschaften / Arbeitsbereich Bewegungs- und Trainingswissenschaften, Tel.: +49(0)69 798-24524, Zentgraf at sport.uni-frankfurt.de)
Mitarbeiter:Müller, Carsten (Universität Münster / Institut für Sportwissenschaft / Arbeitsbereich Leistung und Training, Tel.: 0251 83-32467, carsten.mueller at uni-muenster.de)
Forschungseinrichtung:Universität Frankfurt am Main / Institut für Sportwissenschaften / Arbeitsbereich Bewegungs- und Trainingswissenschaften; Universität Münster / Institut für Sportwissenschaft / Arbeitsbereich Leistung und Training
Finanzierung:Bundesinstitut für Sportwissenschaft (Aktenzeichen: 070605/17-18)
Format: Projekt (SPOFOR)
Sprache:Deutsch
Projektlaufzeit:02/2017 - 02/2018
Schlagworte:
Online Zugang:
Erfassungsnummer:PR020161200191
Quelle:profi - Projektinformationssystem

Ziel

In diesem Projekt wird ein auf die Stabilisierung der Halswirbelsäule zielendes neuromuskuläres Trainingsprogramm zur Reduzierung der Kopfbeschleunigung bei (in)direkten Krafteinwirkungen nach Kopfbällen im Fußball und Sprungwürfen im Handball evaluiert. Das Projekt soll über einen regressionsanalytischen Ansatz Aufschluss darüber geben, ob ein Zusammenhang zwischen der Beschleunigung des Kopfes und der isometrischen Maximalkraft (MVIC) sowie der Latenzzeit der zervikalen Muskulatur unter Berücksichtigung des Alters und Geschlechts der Spieler/innen besteht. Neurokognitive und motorische Einschränkungen wurden nach einer Serie von Kopfbällen nicht nur direkt, sondern auch nach 24h sowie 48h nachgewiesen (Haran et al., 2013; Kawata et al., 2016). Daher wird der Frage nachgegangen, ob sich aus der Höhe der Akzelerationen/ Dezelerationen des Kopfes, die aus repetitiven Krafteinwirkungen bei sportspielspezifischen Beanspruchungen resultieren, kognitive sowie posturale Beeinträchtigungen direkt im Anschluss, nach 24h und/oder nach 48h ableiten lassen. Um potenzielle Lerneffekte in den Tests zu kontrollieren, ist der Einschluss einer alters- und geschlechtsgematchten Kontrollgruppe notwendig, die nur leichte körperliche Aktivität ohne resultierende Kopfbeschleunigungen durchführt und die Testungen unter denselben Bedingungen durchläuft. Die jeweiligen Hypothesen lauten:
1. Akzelerationen/Dezelerationen des Kopfes infolge repetitiver (in)direkter Kraftstöße korrelieren mit der isometrischen Maximalkraft und den Latenzzeiten der zervikalen Muskulatur.
2. Aus der Höhe der Akzeleration/Dezeleration lassen sich Einschränkungen in der kognitiven Leistung und posturalen Kontrolle direkt im Anschluss, deutlicher nach 24 Stunden und lediglich latent nach 48 Stunden prädizieren.
3. Das zervikale neuromuskuläre Training (ZNMT, 16 Wochen, 2 TE/Woche, ca. 10 Minuten) führt bei Nachwuchsspieler/innen zu einer gesteigerten isometrischen Maximalkraft und verkürzten Latenzzeit der zervikalen Muskulatur.
4. Für das ZNMT lassen sich in spielspezifischen Situationen mit antizipierten (in)direkten Kraft-stößen präventive Effekte im Sinne a) reduzierter Kopfbeschleunigungen und b) einer geringeren Einschränkung in der kognitiven Leistung und posturalen Kontrolle nachweisen.

Planung

Jan/Feb 2017: Messplatzvorbereitung, Einarbeitung von Hilfskräften
Feb17-Okt18: Test-/Interventionsphase für sechs Kohorten je 15 Sportler/innen:
Wochen 1-4: 1. Messzeitpunkt ¿ jeweils 4 Testungen: Baseline (BL), direkt im Anschluss sowie nach 24h und nach 48h. Erfasst werden kognitive Leistungen, posturale Kontrolle, isometrische Maximalkraft (nur BL), Latenzzeit (nur BL).
Wochen 5-20: Interventionsphase, 16 Wochen. Zwei ZNMT Einheiten pro Woche nach Anleitung und Absprache mit Trainer/innen; mindestens 6 Trainingsbesuche (in Woche 1, 2, 6, 11).
Woche 21-24: 2. Messzeitpunkt
Start der Kohorten 2017: 7. KW, 14. KW, 21. KW. 2018: 3. KW, 10. KW und 17. KW (Abschluss 40. KW).
2017: Mar-Nov: Datenauswertung, Sept-Dez: Zwischenbericht
2018: Jan-Okt Datenauswertung, Sep-Dez: Abschlussbericht
Transferleistung 2017-19: Trainerausbildungen (Trainerbroschüre), Publikationen, Tagungen (geplant DVS, NASPSPA, ECSS), fachpraktische Lehre.

Ergebnisse

Durch die ZNMT-Intervention sollen im Spielgeschehen leistungsmindernde und verletzungsdisponierende Begleiterscheinungen als Folge repetitiver, sportspielspezifischer Impacts reduziert werden. Es werden Verbesserungen in der Stabilisierung des Rumpfes und speziell der Halswirbelsäule erwartet, die zu geringeren Kopfbeschleunigungen nach (in)direkten Krafteinwirkungen führen (z.B. einer Serie von Kopfbällen), kognitive und motorische Einbußen reduzieren und somit die Leistung und das Verletzungsrisiko im Spiel positiv beeinflussen.
Enge Absprachen und Kooperationen mit den beteiligten Trainer/innen sowie geringe Investitionen für Trainingsmaterial sollen die Implementierung des ZNMT in den Trainingsbetrieb sicherstellen. So können in der Sportpraxis -aufgrund der bisherigen, weitgehenden Nichtberücksichtigung eines spezifischen Trainings der halswirbelsäulenumgebenden Muskulatur- und in der empirischen sportwissenschaftlichen Forschung -aufgrund des Fehlens systematischer, wissenschaftlich begleiteter ZNMT-Interventionen- bestehende Lücken geschlossen werden.
Die Trainingsmethoden und Ergebnisse dieses Projekts sollen darüber hinaus in die Ausbildung von angehenden Lehrkräften und Trainer/innen in fachpraktischen Seminaren an der WWU Münster einfließen (¿Wirbelsäulentraining in Prävention und Rehabilitation", ¿Fußball"). Darüber hinaus werden die Ergebnisse auf nationalen und internationalen Kongressen und Journals präsentiert.
Abschließend wird eine Broschüre/Handreichung über das ZNMT mit dem Schwerpunkt der Stabilisierung und Kräftigung der halswirbelsäulenumgebenden Muskulatur erstellt und Trainer/innen in den unterschiedlichen Spielsportarten zur Verfügung gestellt (Print- und elektronische Medien).