Integration von Jugendlichen und jungen Erwachsenen mit Migrationshintergrund im Vereinssport

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Bibliographische Detailangaben
Leiter des Projekts:Nagel, Siegfried (Universität Bern / Institut für Sportwissenschaft / Arbeitsbereich Sportwissenschaft III , Tel.: +41 (0)31 631-5153, siegfried.nagel at ispw.unibe.ch); Schlesinger, Torsten (Technische Universität Chemnitz / Institut für Angewandte Bewegungswissenschaften)
Mitarbeiter:Adler Zwahlen, Jenny (Universität Bern / Institut für Sportwissenschaft / Arbeitsbereich Sportwissenschaft III , Tel.: +41 (0)31 631-8324, jenny.adler at ispw.unibe.ch); Albrecht, Julia (Universität Bern / Institut für Sportwissenschaft / Arbeitsbereich Sportwissenschaft III , Tel.: +41 (0)31 631-9421, julia.albrecht at ispw.unibe.ch); Zahnd, Nina (Eidgenössische Hochschule für Sport Magglingen); Piller, Sarah (Universität Bern / Institut für Sportwissenschaft)
Forschungseinrichtung:Universität Bern / Institut für Sportwissenschaft ; Technische Universität Chemnitz / Institut für Angewandte Bewegungswissenschaften; Eidgenössische Hochschule für Sport Magglingen
Finanzierung:Schweiz / Bundesamt für Sport
Format: Projekt (SPOFOR)
Sprache:Deutsch
Projektlaufzeit:08/2015 - 07/2017
Schlagworte:
Erfassungsnummer:PR020160600087
Quelle:Jahreserhebung

Ziel

Die geplante Studie verfolgt folgende Leitfragen: (1) Welche Faktoren spielen für die dauerhafte Beteiligung/Bindung von Jugendlichen und jungen Erwachsenen mit Migrationshintergrund am Vereinssport eine Rolle und inwiefern erfolgt über die rein formale Mitgliedschaft hinaus auch eine soziale Einbindung in den Verein? (2) Wie gehen Sportvereine mit dem Thema Integration um und inwieweit begünstigen oder behindern bestimmte Strukturbedingungen von Sportvereinen Integrationsprozesse?

Planung

Um die Mechanismen gelingender Integration von Menschen mit Migrationshintergrund in den organisierten Sport analysieren zu können, sind einerseits die Strukturgegebenheiten von Sportvereinen, andererseits die sozialen Faktoren, die die individuelle Entscheidungsfindung bezüglich einer Vereinsmitgliedschaft beeinflussen, zu berücksichtigen. Im Rahmen der geplanten Studie wird zwischen folgenden Referenzebenen differenziert: (1) Auf organisationaler Ebene sind jeweils die vereinsspezifischen Strukturbedingungen mit Blick auf deren Integrationsfähigkeit zu beleuchten. (2) Auf interaktionaler Ebene sind vereinsspezifische Interaktionskontexte hinsichtlich sozialer Ausgrenzungspraktiken zu analysieren. (3) Die Ebene Individuum berücksichtigt, dass die soziale Einbindung in den Vereinssport eine Konsequenz individuellen Wahlverhaltens sowie kultureller Selbstverortung darstellt. Aufgrund der Komplexität des Forschungsgegenstandes sind sowohl quantitative als auch qualitative Analyseverfahren im Rahmen von Fallstudien (n = 36 Sportvereine) anzuwenden. In der quantitativen Teilstudie werden zunächst gemäss Mehrebenendesign sowohl vereinsspezifische Strukturdaten als auch Individualdaten von Jugendlichen und jungen Erwachsenen mit Migrationshintergrund erhoben und miteinander in Beziehung gesetzt. In der qualitativen Teilstudie erfolgen in einigen wenigen Sportvereinen (n= 3 Sportvereine) über einen längeren Zeitraum von 8-10 Monaten vertiefende Analysen ausgewählter vereinsspezifischer Interaktionskontexte mit Blick auf soziale Grenzziehungspraktiken anhand leitfadengestützter Interviews und teilnehmender Beobachtungen.

Ergebnisse

Das Forschungsprojekt fokussiert auf die bislang ungenügend erreichte Zielgruppe „Jugendliche und junge Erwachsene mit Migrationshintergrund“ im Bereich der allgemeinen Sport- und Bewegungsförderung. Insbesondere können Sportvereine zur Erhöhung der sportlichen und körperlichen Aktivität aufgrund der gesundheitsförderlichen, erzieherischen und sozialen Funktionen von Sportaktivitäten einen Beitrag leisten. Zusätzlich können Sportvereine mit ihren sozialen und sportiven Gelegenheitsstrukturen in vielfältiger Hinsicht die Integration von Menschen mit Migrationshintergrund in den Sport und darüber hinaus in die Gesellschaft fördern. Auf Grundlage der Ergebnisse lassen sich mit Blick auf die interkulturelle Sportvereins-entwicklung Beratungsprogramme für Sportvereine im Umgang mit der Thematik „cultural diversity“ zielgerichtet weiterentwickeln und so deren interkulturelle Kompetenzen stärken. Weiter tragen die Resultate zum Verständnis der entwicklungsfördernden und bildenden Effekte durch die aktive Mitgliedschaft im Sportverein im Jugend- und jungen Erwachsenenalter bei. Auch für den organisierten Sport selbst ist das Projekt von zentraler Bedeutung, insofern Sportvereine den eigenen Stellenwert im integrationspolitischen Diskurs untermauern sowie gegenwärtige bzw. künftige Herausforderungen (z.B. stagnierende/rückläufige Mitgliedschaftszahlen, Nachwuchsrekrutierung, Talentförderung) meistern müssen.

Zusammenfassung

Der Vereinssport spielt innerhalb von öffentlichen integrationspolitischen Debatten eine wichtige Rolle. Dabei reklamiert der organisierte Sport den Anspruch, für alle da zu sein und einen Sport für breite Bevölkerungskreise zu schaffen, der auf Offenheit und Toleranz basiert. Speziell in Deutschland und der Schweiz rangieren Sportvereine an der Spitze der beliebtesten Freiwilligenorganisationen (Freitag, Manatschal, Ackermann & Ackermann, 2016; Mutz & Nobis, 2007) und ermöglichen die Sportbetätigung als eine der beliebtesten Freizeitaktivitäten von Jugendlichen und jungen Erwachsenen mit Migrationshintergrund (MH)2(Kühnis, Eckert, Mandel, Egli & Imholz, 2016; Makarova & Herzog, 2014; Mutz, 2012).